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In Liebe lassen

Drama, Frankreich 2021, 124 min

Es ist schwer zu ertragen, wenn „der Kreis zerbricht“, wenn ein Kind noch vor seinen Eltern stirbt. Viel unerträglicher noch erscheint es, wenn der bevorstehende Tod des Kindes, hier ist es der 39-jährige Schauspiellehrer Benjamin Boltanski (Benoît Magimel), dessen Mutter gut ein Jahr lang das Kindessterben vor den Augen steht.
Crystal (Catherine Deneuve) kann nicht glauben, was der Arzt ihres Sohnes diagnostiziert hat: Benjamin wird sterben. Der Onkologe Dr. Eddé (Dr. Gabriel A. Sara) lässt keinen Zweifel daran, das Leben schließt auch den Tod ein, bei Benjamin recht bald sogar. Seine Erfahrung als Arzt sagt ihm, was zu tun bleibt; es gelte nun, seine sieben Sachen zu sortieren. Aufzuräumen und alle losen Enden seines bisherigen Lebens einzeln zu betrachten, um ihnen womöglich einen letzten Platz zuzuweisen. Wie schwer diese Erkenntnis in der Theorie ist und wie kräftezehrend sich ihre Umsetzung in der Praxis gestaltet, zeigt dieser Film, indem er Mutter und Sohn auf ihrem Weg begleitet. Von einem Lebenswerk mag der junge Lehrer nichts wissen wollen, seine Verbitterung steht ihm ins Gesicht geschrieben. Während Crystal mit ihrer Rolle als Beschützerin hadert, die eine Mutter niemals abzulegen vermag. Das Dreieck hier wird vervollständigt durch den Arzt und dessen pragmatischen Therapieansatz. Gespielt wird die Rolle vom echten Onkologen Dr. Gabriel A. Sara, dessen unorthodoxes Vorgehen die Regisseurin Emmanuelle Bercot ursprünglich zu diesem Film inspirierte.
Da wird innerhalb des Krankenhauses gemeinsam musiziert, oder das Personal stimmt in einen Chor ein, auch um selbst immer wieder klar zu kommen mit der Last der Arbeit. Und ein Lachen, das so schwer vorstellbar scheint, wiegt hier tonnenschwer auf der Habenseite. Geduldig übt sich Benoît Magimel in der Annahme von etwas ganz und gar Unakzeptablen und Catherine Deneuve bringt ihrer Crystal bei, dass sie ihren Sohn gleichzeitig loslassen und für immer lieben kann. Großartig!
alpa kino