A Hero - die verlorene Ehre des Herrn Soltani

Einem Mann im Knast geschieht ein Wunder. Seine Freundin findet eine Handtasche mit Goldmünzen und damit einen Weg, die Schulden zu zahlen, um derentwillen er in Haft ist. Doch Rahim (Amir Jadidi) plagt sein Gewissen, er entscheidet sich, das Fundstück abzugeben und nach dessen Besitzerin zu suchen. Dafür gibt er sich als Finder der Tasche aus. Seine gute Tat wird von der Gefängnisleitung öffentlich gemacht, Rahim zum Gesicht einer Wohltätigkeitsorganisation, die Geld für Inhaftierte sammelt. Ein Social Media Star wird aufgebaut, ein Hero. Rahim weiß nicht, wie ihm geschieht, er will es allen recht machen und verheddert sich in seinen Erzählungen. Dann beginnt die mediale Demontage. Die Handtaschenbesitzerin bleibt verschollen, sein Gläubiger sorgt für üble Nachrede, es mehren sich zweifelnde Stimmen an Rahims Lauterkeit. Jede Unvorsichtigkeit, jede kleine Ungereimtheit kann ihn die nahende Freiheit kosten.
Asghar Farhadi (»The Salesman«, Oscar 2017) zeigt in seinem neuen Meisterwerk, wie ein Mensch akribisch versucht, die gesellschaftlichen Konventionen perfekt zu erfüllen, um seine Situation zu verbessern und sich dadurch in immer größere Schwierigkeiten manövriert. »A Hero - Die verlorene Ehre des Herrn Soltani« ist ein großer humanistischer Film über die Schnelllebigkeit von Narrativen, über Deutungshoheiten und die Macht von Social Media am Beispiel des Iran. Dafür gab es in Cannes den Großen Preis der Jury.
Grit Dora