Heartbeast
Elina (Elsi Sloan) verlässt ihre Heimat mit 15, neue Stadt, neues Land, neue Schwester, weil ihre Mutter die junge Finnin mit nach Südfrankreich schleppt, wo ihr zukünftiger Lebensgefährte wohnt. Dessen Tochter Sofia (Carmen Kassovitz) ist zwei Jahre älter als Elina und erstmal deren einzige Bezugsperson im vollkommen neuen Umfeld. Ihr altes Umfeld mochte Elina eh nicht, und das neue ist ihr schnuppe; sie trägt ihre schillernd grüne Punk-Attitüde mit sich herum, abwechselnd wie ein Schutzschild oder eine Einladung, sich ruhig mit ihr anzulegen. Bei sich ist sie nur, wenn sie unter dem Pseudonym Alien ihren Beef mit der Welt in wütende Verse rappt. Coming of age unter erschwerten Bedingungen. Denn Elina fühlt sich hingezogen zu ihrer neuen Schwester. Sofia träumt von einer Karriere als Balletttänzerin und verblüfft Elina zunächst mit einer Performance in Lack und Leder, ferner mit ihren arglos ausufernden Drogenpartys. Übermütig stürmen beide aufeinander los, spielerisch begegnen sie sich und dann kann Elina nicht anders, sie muss ihren Taumel in einen Song gießen. Ihre Liebeserklärung »L’enfer à deux« hämmert aus den Boxen und das Versprechen: Sofia, ich tu alles, für dich, für uns, Liebe und Hass gehen Hand in Hand, klingt wie eine Drohung… Sofias Doppelleben als Mustertochter im Tutu bekommt durch Elinas beherztes Zupacken hässliche Risse, das viral gehende Sexvideo bestärkt ihre kleine Liaison kein bisschen und weil Sofia sich nun der immer garstiger werdenden Nähe Elinas zu entziehen versucht, kippt das Kräftegleichgewicht. Übrig bleibt ein brutales, hyperstylisiertes und übertriebenes Porträt der Generation Z. Dass die finnische Regisseurin Aino Suni nach mehreren Kurzfilmen die Landsfrau und Rapperin Mercedes Bentso in den Mittelpunkt einer Doku stellte, inspirierte sie durchaus zu ihrer Hauptfigur und führte die beiden jungen Frauen zu einer weiteren Zusammenarbeit. Musikalisch mit an Bord ist jetzt auch die Französin Chilla, deren fette Fanbase wohl die frankophilen Zuschauerinnen anlocken wird.
alpa kino
Buch: Aino Suni
Regie: Aino Suni
Darsteller: Carmen Kassovitz, Elsi Sloan, Camille, Chilla, Adel Bencherif, Lucille Guillaume
Kamera: Kerttu Hakkarainen
Musik: Jean-Benoît Dunckel
Produktion: Oma Inge Film, Adastra Films, Made, Frauke Kolbmüller, Sébastien Aubert, Leslie Jacob, Ilona Tolmunen
Bundesstart:
Start in Dresden: