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Die Mittagsfrau

Drama, Deutschland/Schweiz/Luxemburg 2022, 142 min

Der Roman »Die Mittagsfrau« ist das bisher erfolgreichste Buch der deutschen Autorin Julia Franck, die sich darin teils autobiographisch mit der deutschen Geschichte, aber auch mit der (eigenen) jüdischen Identität beschäftigt.
Regisseurin Barbara Albert (»Nordrand«) hat den Stoff nun für das Kino adaptiert. Der 136-minütige Spielfilm erzählt die Geschichte der jungen Helene (Mala Emde), 1907 in Bautzen geboren, die mit ihrer Schwester in den 1920er Jahren nach Berlin zieht und ein Leben zwischen zwei Welten lebt. Partys und Drogen bestimmen das Leben ihrer Schwester. Sie selbst will Ärztin werden und hat in Karl (Thomas Prenn) ihre große Liebe gefunden. Nach dessen Tod verbringt sie Zeit mit dem „Arier” Wilhelm (Max von der Groeben). Die Nazizeit zwingt sie dabei immer mehr, sich zu verstecken, und so beginnt sie auch mit ihrer Identität zu ringen. Am Ende des Dritten Reiches steht für sie eine schwere Entscheidung, die aber auch einen Neuanfang verspricht.
Die Hauptrolle übernahm Mala Emde (»Aus meiner Haut«), welche die Zerrissenheit der Protagonistin wunderbar einfängt. Hinzu kommt das durchdachte Drehbuch der Regisseurin Albert und der Drehbuchautorin Meike Hauck sowie eine tadellose historische Umsetzung. Auch wenn die Handlung klar zeitlich verortet ist, ist der Film darüber hinaus universell gültig. Denn es geht um Identitätssuche und -findung in einer zerrissenen Welt. So bietet das Drama viele Möglichkeiten, sich über die historische Dimension in die Personen hineinzuversetzen. Entstanden ist mit »Die Mittagsfrau« ein Drama, das berühren und dem Publikum gleichzeitig eine zeitgenössische deutsche Autorin näher bringen kann.
Doreen