Das Kombinat - Kann Wirtschaft auch solidarisch?

Der preisgekrönte Regisseur Moritz Springer hat die Münchner Solawi-Genossenschaft Kartoffelkombinat über einen Zeitraum von neun Jahren begleitet und so die bewegende Entwicklung von der idealistischen Idee zur größten Solawi in Deutschland filmisch festgehalten. Herausfordernde Situationen, gärtnerische sowie persönliche Probleme der Protagonisten, das Ringen um die richtige (Genossenschafts-)Größe, verträgliches Wachstum der Strukturen, faire Arbeitsbedingungen, Mitwirkungsmöglichkeiten - die Komplexität des Konzeptes Solidarische Landwirtschaft wird dadurch erkennbar.

Es werden mobilisierende Ansprüche, emotionale Momente, aber auch ernüchternde Realitäten gezeigt. Ersichtlich wird dadurch, welche Visionen mit dem Konzept Solidarische Landwirtschaft vorangebracht werden können und welche Wirkungen dies real haben kann - ein großartiger Film mit dem Potenzial zum Inspirieren und Motivieren, scheinbar Utopisches umzusetzen und andere bzw. neue Wege zu gehen … interessant für alle, die gern mehr über den Sinn des weltweit praktizierten Konzeptes Solidarische Landwirtschaft erfahren bzw. diesbezüglich ein tieferes Verständnis erlangen möchten …
Am Beispiel der Solawi-Genossenschaft Kartoffelkombinat wird ersichtlich, wie Dinge hinterfragt werden (wie wird etwas produziert, wer besitzt die Produktionsmittel und wer profitiert am Ende von der Produktion). Ehrlich dokumentiert werden im Film dabei einerseits die täglichen Herausforderungen und Konflikte, die es in vielen idealistischen Projekten und Organisationen gibt. Andererseits aber auch die Kraft der Protagonisten, Dinge anders zu denken.

Der Anbau von Bio-Gemüse ist in dem Fall das „trojanische Pferd“, um eine viel größere Idee voranzubringen: eine Alternative zum etablierten „Wirtschaftswachstum-Modell“ schaffen und der Aufbau einer neuen Versorgungsstruktur für München - diese Art gesellschaftliches Experiment wird als gesellschaftliche Bewegung verstanden. Nicht nur in München sondern in ganz Deutschland, auch in der Region (Dresden, Radebeul, Sächsische Schweiz, Osterzgebirge) sowie weltweit, wird - orientiert am Konzept Solidarische Landwirtschaft - bereits ein anderes Wirtschaftsmodell erprobt.