Voll ins Leben

Tridan Lagache (Dany Boon) ist eine Art Kaspar Hauser in Paris. Erstaunt, dass ihn hier gar niemand wieder erkennt, glücklich, dass so viele Autos gleichzeitig die Straße benutzen wollen und frohen Mutes, hier in Paris endlich seine Jugendliebe Violette wieder zu sehen, schlurft Dany Boon in seiner ewigen Lieblingsrolle als kompletter Depp durch die Großstadt. Noch nie zuvor hat der 50-Jährige seinen schützenden Kokon verlassen, in dem er aufwuchs, mit nichts als vergnügungssüchtigen all-inclusive-Urlauberinnen vor der Nase. Tridan ist Animateur von Beruf, und daheim in seiner Club-Med-Feriensiedlung in Mexico beherrscht er seine Routine aus dem effeff. Gespräche gingen nie tiefer als bis zum Wetter von morgen, und alle 14 Tage bekam er neue Freunde. Was echte Menschen antreibt, was Nicht-Urlauber tun, warum die Leute im Restaurant bezahlen müssen, warum sie nicht zu Hause sondern auf der Straße schlafen, oder wieso er alle Pariserinnen mit seinem Telefon fruitzen kann, davon hat er keinen Schimmer. Louis (Kad Merad) ist irgendwie sein Bruder, bei ihm sucht er einen Unterschlupf. Gut, dass er nur ein Halbbruder ist, da braucht Tridan nur den halben Platz… Atmen Sie entspannt, lehnen Sie sich zurück, hier werden Sie von einem Vollprofi animiert! Dany Boons fünfte Regiearbeit knüpft exakt dort an, wo alle anderen zuvor aufhörten; ein vermeintlich sympathischer Clown sucht unter lauter Verrückten sein Glück. Hier heißt sein Glück Violette und Tridan sah sie zuletzt vor 42 Jahren. Für ihn macht es erstmal keinen Unterschied, wenn Roxane (Charlotte Gainsbourg) ihm diese Violette vorspielt. Sie steigt gewohnheitsmäßig mit Louis in die Kiste und sagt sich, wie bitte, ein unterbelichteter Typ Marke Robinson-Club, der allen Ernstes glauben will, ich sei seine Jugendliebe, welcher er irgendwann einmal seine Sandförmchen geschenkt hat, pas de problème, wo steht das Bett…?
alpa kino