TRAILER

Im letzten Sommer

Drama, Frankreich 2023, 104 min

Anne (Léa Drucker), eine renommierte Anwältin, lebt mit ihrem Mann Pierre (Olivier Rabourdin) ein großbürgerliches Leben, die beiden bewohnen ein mondänes Haus vor den Toren von Paris und ziehen zwei aus Asien adoptierte Töchter auf. Ein Idyll. Bis zu Théos (Samuel Kircher) Eintritt in die Familie. Mit ihm, dem schwierigen 17-jährigen Sohn Pierres aus erster Ehe, beginnt Anne, die als Anwältin für Familienrecht missbrauchte Jugendliche verteidigt, ein Verhältnis. Sie weiß genau, was sie da tut, was auf dem Spiel steht - und geht das Risiko dennoch ein.
Regisseurin Catherine Breillat galt vor 20 Jahren noch als Skandalregisseurin, die wegen ihrer polarisierenden Themen und ihrer Bildsprache stets Schwierigkeiten hatte, ihre Filme zu finanzieren. Dass sie nun, zehn Jahre nach ihrem bisher letzten Film »Missbrauch« das Angebot annahm, den dänischen Erfolgsfilm »Königin« von May el-Toukhy zu adaptieren, kann nicht überraschen. »Im letzten Sommer« ist ihr Comeback, eine großartige weitere Studie über weibliche Lust, weibliche Begierde, aber auch weibliche Abgründe. Weit differenzierter noch als im Original aus Dänemark gelingt es ihr, den ambivalenten Charakter einer Frau aufzufächern, sie manipulativ und egoistisch zu zeigen, schillernd und liebenswert. Léa Ducker spielt die Anne souverän - leidenschaftlich bis zur Selbstaufgabe, wenn es um ihren Beruf und ihre Affäre geht, und im brillant-eiskalten Verteidigungsmodus, wenn ihre Existenz auf dem Spiel steht. Das selbstbewusst inszenierte und grandios gespielte Remake lief in diesem Jahr im Wettbewerb in Cannes.
Grit Dora