Mit einem Tiger schlafen
Dieser ungewöhnliche Film unternimmt den Versuch, sich Leben und Werk der österreichischen Ausnahmekünstlerin Maria Lassnig zu nähern. Die inzwischen weltberühmte österreichische Malerin, Jahrgang 1919, uneheliches Kind und aus einfachen Verhältnissen stammend, entwickelte in ihrer Malerei schon frühzeitig unverwechselbare Darstellungsformen von Körperlichkeit. In den 1950er Jahren beteiligte sie sich maßgeblich an der Etablierung des Informel in Österreich. Lassnig war eine bedeutende Vorreiterin feministischer Kunst und prägte schon in den 1970er Jahren den Begriff der „Body Awareness“ für ihre Arbeitsweise. Bis spät in ihre mittleren Jahre hinein hatte sie mit Anfeindungen und Unverständnis zu kämpfen. Die Anerkennung kam spät, aber nachhaltig. Zu Beginn der 1980er Jahre war Maria Lassnig die erste Frau im deutschsprachigen Raum, die eine Professur für Malerei innehatte.
Filmemacherin Anja Salomonitz hat keines der gewöhnlichen Biopic-Formate gewählt. Sie stellt sich der außergewöhnlichen Persönlichkeit der Malerin, indem sie deren Rolle von der großen Birgit Minichmayr spielen lässt. Minichmayr kniet sich in gewohnter Perfektion in die Rolle und verkörpert Lassnig in allen Lebensaltern, als Sechs- wie als Vierundneunzigjährige. Dieser Kniff ist verblüffend und brillant zugleich. Ein besonders formal interessantes Filmexperiment.
Grit Dora
Buch: Anja Salomonowitz
Regie: Anja Salomonowitz
Darsteller: Birgit Minichmayr, Johanna Orsini, Oskar Haag, Lukas Watzl, Antonin Svoboda
Kamera: Jo Molitoris
Musik: Bernhard Fleischmann
Produktion: coop99 Filmproduktion
Bundesstart: 23.05.2024
Start in Dresden: 23.05.2024
FSK: ab 16 Jahren