Kalt ist der Abendhauch

Drama, Deutschland 2000, 124 min

Nach dem erfolgreichen Roman von Ingrid Noll erzählt Rainer Kaufmann (“Die Apothekerin“) in einer poetischen Weise, wie es der Titel verspricht und auf eine noch nie gesehene Art, die Lebensgeschichte einer Frau. Fast ein ganzes Leben wartet Charlotte (Gisela Trowe und Fritzi Haberlandt) auf den Mann, von dem sie weiß, dass er der einzig richtige für sie ist: Hugo (großartig dargestellt von Heinz Bennent und August Diehl), der Mann ihrer Schwester. Doch Charlotte entwickelt ihr eigenes Leben. Dabei spielt die Zeit, die ein Leben mehr oder weniger normal, ja gewöhnlich macht, eine genauso große Rolle wie der kleine Bruder, der sich umbringt, weil er sich nicht ausleben kann oder der cholerische, alles beherrschende Vater. Charlotte übersteht den Krieg, Ehemann und Liebhaber, wird dreifache Mutter, hat im wahrsten Sinne des Wortes eine Leiche im Keller und trifft am Ende ihrer Tage, nun schon über 80, ihre große Liebe wieder. Die Erfüllung dieser Leidenschaft liegt einzig in einer Bestätigung: auch Hugo hat - zu spät - erkannt, dass es nur eine wirkliche Liebe in seinem Leben gab.
Den Filmemachern ist es gelungen, einen dramatischen und interessanten Stoff in höchstem Maße unterhaltsam für die Leinwand zu bearbeiten. So kann man in der Geschichte von Charlotte und ihrem Leben eine Menge Wahrheit für sich selbst entdecken, die in folgendem Satz wohl am treffendsten zum Ausdruck kommt: „Vielleicht braucht es ein ganzes Leben, um fünf Minuten glücklich sein zu können.“