Das Verschwinden des Josef Mengele
Seit seinem international erfolgreichen Spielfilm »Leto« ist der russische Regisseur Kirill Serebrennikov eine feste Größe in Cannes. Bereits zum fünften Mal stellte er hier einen Spielfilm vor. Dieses Jahr war er mit »Das Verschwinden des Josef Mengele« zu Gast auf dem französischen Festival an der Côte d'Azur. Sein 135-minütiger Schwarz-Weiß-Film ist die Adaption des gut recherchierten Romans des französischen Autors Olivier Guez. Dieser sagte selbst, dass er sich mit diesem Thema nur auf fiktiver Ebene, wenn auch überaus realistisch beschäftigen konnte. Der Film erzählt die Geschichte des ehemaligen KZ-Arztes Josef Mengele (August Diehl), der nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nach Argentinien geflohen ist. Er lebt ein zurückgezogenes und entspanntes Leben in Buenos Aires. Nur die ständigen Nachfragen seines Sohnes Rolf (Max Bretschneider) drängen ihn, an die Zeit während des Nationalsozialismus zurückzudenken. Doch während den Zuschauer:innen die Grausamkeiten, die er begangen hat, vor Augen geführt werden, spürt man auch genau, dass es wohl für Mengele die schönsten Jahre waren. Diesen Kontrast arbeitet der Regisseur Serebrennikov deutlich hervor und stellt einen Mann ins Zentrum seiner Geschichte, der keine Sympathien verdient hat - im Gegenteil, man wünscht sich, dass er von der Justiz aufgegriffen wird. August Diehl, der schon einige schwierige und eigensinnige Figuren darstellen durfte, nimmt sich der Rolle des Mengele an und verkörpert ihn über die 20 Jahre umfassende Erzählung mit unterschiedlicher Vitalität, was gut zu der mit dem Realismus liebäugelnden Inszenierung von Serebrennikov passt. Dieses eindringliche, zu keiner Zeit leicht verdauliche Porträt startet nun in den Kinos und gehört wie »The Zone of Interest« zum jüngeren Filmschaffen, das sich mit einem anderen Blick der NS-Vergangenheit Deutschlands widmet.
Doreen
Buch: Olivier Guez, Kirill Serebrennikov
Regie: Kirill Serebrennikov
Darsteller: August Diehl, Max Bretschneider, Dana Herfurth, Friederike Becht, Mirco Kreibich, David Ruland, Annamaria Lang, Tilo Werner, Burghart Klaußner
Kamera: Vladislav Opelyants
Produktion: Mélanie Biessy, Julio Chavezmontes, Christopher Cooper, Charles Gillibert, Abigail Honor u.a.
Bundesstart: 23.10.2025
Start in Dresden: 23.10.2025
FSK: ab 12 Jahren