The Ride With the Devil

Drama, USA 1999, 138 min

Dass Regisseur Ang Lee ein Meister seines Faches ist, bewies er schon mit dem ersten Film, der von ihm in Deutschland zu sehen war, »Das Hochzeitsbankett«. Doch mittlerweile überrascht er noch mehr durch die Vielfalt der Genres. Nach Jane Austens victorianischem Liebesabenteuer „Sinn und Sinnlichkeit“ folgte der frustrierte amerikanische Mittelstand der 70er Jahre in »Eissturm«, und in Kürze toben mit »Tiger & Dragon« von ihm inszenierte Stürme chinesischer Kampfkunst über die Leinwand. Da ist es schon erstaunlich, dass sich sein 1999 entstandener Film »Ride With The Devil« wiederum einem völlig neuen Thema zuwendet, dem amerikanischen Bürgerkrieg.
Was die filmische Opulenz, die Dramatik und die Spannung angeht, braucht der Film den Vergleich mit dem großen Klassiker »Vom Winde verweht« nicht zu scheuen, und dennoch ist er völlig anders. Hier geht es nicht um die großen Schlachtfelder und auch nicht um Größe und Patriotismus der amerikanischen Nation, hier geht es um den schmutzigen, hinterhältigen Bürgerkrieg. Wer gerade in der Überzahl ist und über die meisten Waffen verfügt, ermordet wen immer er ermorden will, Nachbarn, ehemalige Freunde, Verwandte. Der Chinese Ang Lee zeigt den Amerikanern, dass ihr Bürgerkrieg keineswegs so pathetisch und würdevoll ablief, wie Clark Gable und John Wayne es immer Glauben machen konnten, sonder dass er ebenso grausam und unsinnig war wie das, was heute z.B. in Jugoslawien passiert. Insofern hat Ang Lee einen sehr aktuellen Film und damit eine Pille gedreht, die die Amerikaner nicht schlucken mochten. Der Film floppte in den USA, und der deutsche Verleih ist davon so beeindruckt, dass er ihn nur mit lächerlichen 10 Kopien in Deutschland starten will. Zu allem Überfluss meint der Verleih auch noch, in den neuen Bundesländern wäre keine Startkopie nötig…
f.a.