The Halfmoon Files

Dokumentation, Deutschland 2007

Ausgangspunkt des Films ist die Tonaufzeichnung eines Kriegsgefangenen aus Indien, Mall Singh, der zur Zeit des ersten Weltkriegs im „Halbmondlager“ in Wünsdorf bei Berlin interniert war. Knisternd erklingt seine Stimme von einer alten Schellackplatte, die, 90 Jahre später, eine unter Hunderten von Stimmen von Kolonialsoldaten des 1. Weltkrieges ist:
„Es war einmal ein Mann.
Er geriet in den europäischen Krieg.
Deutschland nahm diesen Mann gefangen.
Er möchte nach Indien zurückkehren.
Wenn Gott gnädig ist, wird er bald Frieden machen.
Dann wird dieser Mann von hier fortgehen.“

Die Aufnahmen entstanden in einer einmaligen Allianz aus Militär, Wissenschaft und Unterhaltungsindustrie. Philip Scheffner folgt in seiner außergewöhnlichen Spurensuche diesen Stimmen an den Ort ihrer Aufnahme. Wie in einem Memoryspiel, das bis zum Ende unvollständig bleibt, deckt er Bilder und Töne auf, in denen die Geister der Vergangenheit zum Leben erwachen. Doch die Handlung der Geschichte entgleitet dem Erzähler. Und die Geister lassen sich nicht vertreiben…
So entsteht aus den akribischen Daten der Ethnologen, Anthropologen und ihrer Phonographen, den Stimmen der indischen und nordafrikanischen Kriegsgefangenen und aus der Abwesenheit ihrer Körper und ihrer Geschichten, den Spuren im heutigen Wünsdorf, dem Lautarchiv der Humboldt-Universität und dem Prozess des Suchens selbst, ein vielschichtiges Geflecht von Stimmen und Bildern: eine faszinierende Reise durch die Sinne, „die tastend beginnt wie ein Suchspiel mit verbundenen Augen, dann schnell Fahrt aufnimmt und eine Geschichte erzählt, die vom Kolonialismus handelt, von der Wissenschaft und der Kunst - und davon, dass nicht wahr sein muss, was wir für wirklich halten.“ (Constanze von Bullion, Süddeutsche Zeitung)

Buch: Philip Scheffner

Regie: Philip Scheffner

Kamera: Philip Scheffner

Produktion: pong, Philip Scheffner

Bundesstart: 20.09.2007

Start in Dresden: