Die innere Sicherheit

Drama, Deutschland 2000, 115 min

Die Geschichte ist schnell erzählt und doch sollte man sich den Film schon einmal für Anfang Februar vormerken: Seit 15 Jahren leben zwei Menschen (Barbara Auer und Richy Müller) im Untergrund. Sie tarnen sich zwischen den anonymen Touristen an den Atlantikstränden Portugals. Damals haben sie ein Tabu gebrochen: Sie haben eine Tochter gezeugt. Ein Mädchen (großartig gespielt von Julia Hummer, »Crazy«, »Absolute Giganten«), das nie eine Schule besuchte, das nie die Kleidung mit ihren Freundinnen tauschte, das nie den Unterricht schwänzte, durch Städte streifte und sich in Eisdielen verliebte. Ein Mädchen, das mehr als irgend jemand sonst auf der Welt einfach allein ist. Dieser Zustand soll jedoch bald der Vergangenheit angehören: Die Eltern sind kurz davor, sich eine halbwegs legale Identität irgendwo in Brasilien zusammenzubasteln, als durch eine Unaufmerksamkeit alles wieder zusammenbricht. Sie müssen fliehen, ihre Flucht führt sie nach Deutschland.
Hier verliebt sich das Mädchen zum ersten Mal. Eine Liebe, die zu einer Tragödie führt und die Familie zerstört… Bewusst verzichtet Christian Petzold in seinem tiefgehenden Film »Die innere Sicherheit« auf die Vorgeschichte der Eltern. Wichtig war ihm die detailgetreue Beschreibung eines Zustandes, einer menschlichen Situation, wie sie auswegloser kaum sein kann. In wunderbar fotografierten Bildern zeigt er die ruhelose Seele einer Familie, die nicht dazu bestimmt war, eine Familie zu sein. Christian Petzold selbst beschreibt seinen Film mit den Worten: „Ich las, dass der später in Bad Kleinen erschossene Wolfgang Grams Marmelade eingekocht hat, irgendwo in der Anonymität des Untergrunds. Dass er Lieder, Blueslieder, geschrieben hat. Für eine Frau. Nachrichten aus dem Untergrund, die davon erzählten, dass da irgendwelche Gespenster an ihrer Menschwerdung arbeiteten. Die hier in der Geschichte zeugten ein Kind. Sie werden Familie. Begehren das Normale. Wenn Gespenster Menschen werden möchten, dann sind sie immer Protagonisten einer Tragödie.“