You Can Count on Me

Drama, USA 2000, 109 min

Welch feines Gespür Theaterregisseure für Filmstoffe entwickeln können, bewies bereits Sam Mendes im vergangenen Jahr mit seinem überaus erfolgreichen Film American Beauty. Auch Kenneth Lonergan arbeitete bisher in erster Linie als Bühnenautor, schrieb aber auch mehrere Drehbücher, unter anderem für »Reine Nervensache«. Mit You can count on me legt er nun seine erste Regiearbeit vor, die von keinem Geringeren als Martin Scorsese produziert wurde. Darin beschäftigt sich Lonergan intensiv und einfühlsam mit einer in dieser Intensität nur selten betrachteten Konstellation.
Geschwisterbande bleiben bestehen, auch wenn die Lebensumstände auseinander driften. Sammy und Terry Prescott sind Geschwister, aufgewachsen in Scottsville, einer Kleinstadt in der Nähe von New York. Als ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben kommen, kümmert Sammy sich liebevoll um den jüngeren Bruder. Die beiden stehen sich sehr nahe und der Kontakt reißt auch nicht ab, als sich ihre Wege als Erwachsene trennen. Sammy bleibt in Scottsville und meistert ihr Leben als allein erziehende Mutter in der Geborgenheit und Sicherheit einer Kleinstadt. Doch hinter Sammys korrekter und seriöser Fassade verbirgt sich eine leidenschaftliche und moderne Frau. Terry hingegen hasst den Kleinstadtmief und ist ein Wandervogel, der von einem Staat zum nächsten zieht. Er nimmt Gelegenheitsjobs an, gerät in Kneipenschlägereien, verbringt auch mal ein paar Tage im Gefängnis und kriegt meistens Schwierigkeiten mit Frauen. Er ist ausgesprochen liebenswert, aber leichtlebig und auf dem besten Weg, sich selbst zu zerstören. Als Sammy einen Brief von Terry bekommt, in dem er seinen Besuch ankündigt, ist sie außer sich vor Freude. Schnell muss sie allerdings erkennen, dass er sich nur Geld leihen will und dann wieder verschwinden wird. Doch Rudy, Sammys Sohn und Terry verstehen sich auf Anhieb. Zwischen den beiden entwickelt sich eine richtige „Männerfreundschaft“, obwohl Terrys Freizeitgestaltung für einen Achtjährigen nicht immer ganz geeignet ist. Sammy ist hin- und hergerissen zwischen ihrem Wunsch, dem Bruder zu helfen und ihrem Mutterinstinkt, der ihr sagt, dass sie ihren Sohn vor Terrys Verletzungen schützen muss. Dieser Konflikt eskaliert, als Terry spontan mit Rudy dessen Vater besucht, der seinen Sohn vehement verleugnet. Und so landet Terry wieder einmal auf dem Rücksitz eines Polizeiwagens…
Über mehrere Preise durfte sich Kenneth Lonergan für seinen Film schon freuen - einen Film der in seiner genauen Betrachtungsweise der Charaktere häufig an Ang Lee’s »Der Eissturm« zu erinnern vermag.