Zeichnen bis zur Raserei - Der Maler Ernst Ludwig Kirchner
Ernst Ludwig Kirchner beginnt nach dem Schulabschluss auf Wunsch seines Vaters ein Architekturstudium - sein Herz hingegen gehört der Malerei. Seine Motive sind Menschen, die „überall in freier Bewegung zu sehen sind“. Die Ergebnisse sind ausdrucksstarke Bilder, die Stimmung wird auf den Moment genau zu Papier gebracht, die Bewegung bleibt spürbar. 1905 gründet er zusammen mit Heckel, Pechstein und Schmidt-Rotluff die Künstlervereinigung „Brücke“. Kirchner kann allerdings von seinen Werken nicht leben und folgt seinen Kollegen nach Berlin. Düstere Zeichnungen von tristen Charakteren lösen nach Eingewöhnung in der Metropole Werke der „Märchenwelt voll Licht, Frauen und Geschäftigkeit“ ab. Er lernt Erna Schiller kennen - in dieser Zeit entstehen Gemälde, die an Farbkraft kaum zu übertreffen sind, der Maler sprüht schier vor Energie.
1915 wird Kirchner auf Grund des ersten Weltkrieges zur Feldartillerie eingezogen und wenige Monate später wegen einer psychischen Erkrankung wieder entlassen. Es folgen mehrere Aufenthalte in Sanatorien, doch gesund wird er nicht. Er lässt sich in Davos nieder, weit weg vom Krieg fühlt er sich sicher. Es scheint ihm besser zu gehen, aber ein Zitat erzeugt Zweifel: „9. Juli 1919: Vier Radierungen versucht. Ich muss zeichnen bis zur Raserei, nur zeichnen“. 1933 erfolgt die Machtübernahme der Nazis. Kirchners Kunst gilt als entartet. Der Anschluss Österreichs an Deutschland fördert seine Angst, der Krieg könne ihn noch einmal einholen. Allmählich beginnt er sich aus dem Leben „fortzuzeichnen“.. Kirchner erschießt sich 1938 vor seinem Haus.
Der Dokumentarfilmer Michael Trabitzsch hat eine konventionelle Künstlerbiografie gedreht. Chronologisch erzählt er aus dem Leben Kirchners. Collagenhaft inszeniert er seine Bilder, stellt ihnen nachgestellte Szenen aus der Zeit gegenüber und versucht so dem Zuschauer eine Ahnung vom gesellschaftlichen Umfeld zu vermitteln, in dem die Bilder entstanden sind. Die unterlegten Kommentare sind immer informativ. Die Bilder und das Schicksal Kirchners machen diese Dokumentation wesentlich. Der Künstler, dessen ganzes Leben an der ersten Berührung mit dem Krieg zerbricht, will einem nicht mehr aus dem Kopf.
Buch: Michael Trabitzsch
Regie: Michael Trabitzsch
Darsteller: Maria Brak, Bernd Brenner, Martina Reuter, Monika Richter, Britta Zorn
Kamera: Rolf Klingelhöfer, Pio Corradi
Musik: Michael Rodach
Produktion: Catpics, Prounen Film, Michael Trabitzsch
Bundesstart: 20.09.2001
Start in Dresden: 18.09.2001