Der Traum ist aus - Die Erben der Scherben

Dokumentation, Deutschland 2000, 92 min

Sie lieferten den Soundtrack zu dem Protest der Studenten-, Hausbesetzer- und Umweltschutzbewegung in den 70er und 80er Jahren. Die Musik der Berliner Rockband Ton Steine Scherben fehlte damals auf keiner Demo, gehörte zum Bestandteil einer jeden WG-Party. Es war die Mischung aus den ebenso griffigen wie kraftvollen Slogans - „Macht kaputt was euch kaputt macht“ oder „Keine Macht für niemand“ - der Qualität ihrer Rockstücke und Balladen und dem Charisma ihres Frontmannes und Sängers Rio Reiser, die die Band zu der vielleicht einflussreichsten deutschsprachigen Rockband ihrer Generation machte. Mit dem Abebben der Protestbewegung verlor sich auch langsam das Publikum, das die Scherben, trotz weitgehenden Boykotts von Radio und Fernsehen, über so lange Zeit trug.
Regisseur Christoph Schuch ist nicht an einer möglichst vollständigen Chronik über Schönheit und Scheitern der Scherben gelegen. So geht er auf wichtige und auch umstrittene Punkte wie die Auflösung der Band und folgende Rechtsstreitigkeiten oder Rio Reisers schwul sein nicht ein. Ohnehin ist für Schuch die Geschichte von Ton Steine Scherben nur Ausgangspunkt für Reflexionen über die heutige Situation in Musikbusiness und Gesellschaft. Er befragt Musiker der deutschsprachigen Rock- und Pop-Szene nach ihrem Widerspruchsgeist und politischem Engagement. Was der Regisseur dabei Bandmitgliedern von Element of Crime, Tocotronic, Die Sterne, Tillman Rossmy, Das Department und ehemaligen Scherben-Mitstreitern an Haltungen entlockt, mag widersprüchlich und nicht unbedingt neu sein, eine interessante Bestandsaufnahme ist es allemal.