Wo die Wilden Kerle wohnen

Animation, USA 2009, 101 min

Um aus einem Kinderbuch, welches man in neunzig Sekunden gelesen hat, einen anderthalbstündigen Kinofilm zu machen, braucht es schon einen Regisseur wie Spike Jones, der das Herz voll hat mit einer gehörigen Portion Mut. Und den Bauch mit einer hochfahrenden Verspieltheit, wie sie Erwachsene eigentlich verloren zu haben scheinen. Denn die Reise führt in die Zwischenwelt, wo die wilden Kerle wohnen. Der kleine Max, acht Jahre alt und gerade dabei, seine nicht immer freundliche Nachbarschaft zu verkraften, wird von seiner Mutter wegen eines halbvollen Tellers ausgeschimpft und in sein Zimmer geschickt. Sie hat einen neuen Freund und wenig Zeit für die Probleme ihres Sohnes. Der, kaum hat er die Tür hinter sich geschlossen, mit zugeschnürter Kehle sein Boot besteigt und aufs Meer aus salzigen Tränen hinausfährt. Wo er an den Strand einer Insel geworfen wird, wie sie nur von gescholtenen Kindern erreicht werden kann und die notwendigerweise durchquert werden muss, will man irgendwie an den Abendbrottisch zurückkehren. Berge muss man hinaufrennen, Bäume ausreißen und voller Groll Purzelbäume schlagen. Und jede Menge Unfug treiben, wie es die wilden Kerle den ganzen Tag tun. Sie schnaufen, streunen und stampfen herum, dass die Erde bebt. Aus Freude an der Wut. Weil so die Wut ein Gefäß findet, worin das Adrenalin abkühlt und hoffentlich niemandem wehtut. Max lernt Gleichgesinnte kennen, in denen er sich meist selbst wieder erkennt. Mit dem fusseligen Alexander, dem schlagfertigen Douglas oder der wütenden Carol endet jeder noch so derbe Spaß in einer fröhlichen Rauferei. Von ihnen wird Max zum König gemacht und verfügt als erstes, der Unfug möge kein Ende haben. Hat er aber doch, als Max am anderen Ende der Insel ankommt und den Weg zurück in die eigene Welt antritt. Wo das Essen auf dem Tisch noch immer warm ist.
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