Men on the Bridge

Dokumentation, Deutschland/Türkei/Niederlande 2009, 87 min

Das Nadelöhr zwischen Orient und Okzident bildet den Schauplatz für drei recht unterschiedliche Geschichten. Auf der Bosporusbrücke in Istanbul versucht Fikret frische Rosen an den Mann und die Frau zu bringen. Doch die Leute wollen keine Blumen, sie stehen jeden Tag auf der Brücke stundenlang im Stau. Auch Murat versucht als Polizist die Leute bei Laune zu halten, das tägliche stop & go ist sein Leben. Und wenn der Verkehr dann wieder rollt, gelingt Umut in seinem Taxi endlich das, was hier Jeder versucht, nämlich sein Ziel dies- oder jenseits der Brücke zu erreichen. Bloß fort von diesem Un-Ort. Wo alles stillzustehen scheint. Von wegen Schnittstelle, Verständigung und Austausch - dieser ständigen Verstopfung gehört ein Bypass gelegt. Bevor es zu spät ist. Genau wie Umuts Familienleben, das an fortwährender Unzufriedenheit erkrankt ist, weil er jeden Pfennig aus seinem Taxiunternehmen in die Bedürfnisse seiner Frau investieren muss. Daheim sitzt er genauso fest wie am Lenkrad seines Taxis. Ein ähnliches Bild wie bei Murat, der seine Wohnung mit einem Kollegen teilt und seine freie Stunden in Chatrooms vertrödelt. Keinen Schritt kommt er vorwärts. Gibt sich statt dessen ab mit virtueller Befriedigung. Und trifft er mal eine Frau, dann sicher keine, die was mit einem Polizisten anfangen würde. Stagnation global. Lieber keine Blumen auf der Brücke verkaufen, statt keinen Job unter tausenden Arbeitssuchenden zu bekommen. Die Kamera beobachtet die Laiendarsteller bei ihrer Arbeit wie von ferne, damit etwas Platz frei bleibt auf der Leinwand. Für das Stück Türkei zwischen Aufbruch und Tradition. Halbmondfahnen schwenkende Demonstranten rücken ins Bild, achtspuriger Nationalfeiertag als Brückenschlag, auf den PKK-Überfall im Osten folgt nationalistisches Säbelrasseln, also wieder kein grünes Licht auf der Überholspur und kein Mensch braucht Rosen.

Buch: Asli Özge

Regie: Asli Özge

Darsteller: Cemile Ilker, Umut Ilker, Fikret Portakal, Murat Tokgöz

Kamera: Emre Erkmen

Produktion: Endorphine Production, Fabian Massah

Bundesstart: 22.07.2010

Start in Dresden: 12.08.2010