Die Zeit der trunkenen Pferde
Iranische Regisseure zählen seit Jahren zu den innovativsten des Weltkinos, ihre Filme aber sind trotz zahlreicher Preise auf großen Festivals hierzulande kaum bekannt. Die Phase IV stellt in diesem Monat Filmemacher wie Abbas Kiarostami, Jafar Panahi und Mohsen Makhmalbaf in den Mittelpunkt ihres ThemenSpezials zum Kino im Iran.
Zugleich soll der Blick erweitert werden auf den Nahen und Mittleren Osten und seine komplexen Lebenswelten fern von westlich-ignoranten Klischees kultureller Rückständigkeit. Arbeiten aus der Türkei, Afghanistan und anderen Ländern ergänzen den Versuch, sich nicht nur dem iranischen Kino und seinen Geschichten zu nähern, sondern Realitäten, Probleme und Perspektiven der Region filmisch erfahrbar zu machen.
Bahman Ghobadi erzählt in seinem ersten langen Spielfilm von fünf Geschwistern, die im iran-/irakischen Grenzgebiet in bitterer Armut leben. Der zwölfjährige Ayub ist für seine vier Geschwister das Familienoberhaupt und muss für sie sorgen, weil die Mutter gestorben und ihr Vater im Krieg verschollen ist. Er leistet Schwerstarbeit für wenig Geld, um das er oft genug noch geprellt wird. Mit dem Wenigen kauft er Schulhefte für die Schwester und Medizin für den kleinwüchsigen Bruder. Doch der Arzt will die Behandlung nicht fortsetzen, Madi muss operiert werden. So opfert sich seine große Schwester. Vom Onkel lässt sie sich an einen reichen Iraker verheiraten. Anstatt der versprochenen Operation kommt lediglich ein Maultier bei dem Hochzeitsdeal heraus.
Vielleicht sind für unsere Augen die geschundenen Maultiere der Schmuggler das Schrecklichste an diesem Film, doch die Solidarität unter den Geschwistern ist weitaus beeindruckender!
Buch: Bahman Ghobadi
Regie: Bahman Ghobadi
Darsteller: Nezhad Ekhtiar-Dini, Amaneh Ekhtiar-Dini, Madi Ekhtiar-Dini, Ayoub Ahmadi, Jouvin Younessi
Kamera: Saed Nikzat
Musik: Hossein Alizadeh
Produktion: B.H. Films, Bahman Ghobadi
Bundesstart: 25.10.2001
Start in Dresden: 14.02.2002