Sankt Pauli! Rausgehen - Warmmachen - Weghauen

Leise Wehmut beschleicht einen Dresdner beim Betrachten dieses Filmes. Aber nicht etwa, weil der sächsische Traditionsverein Dynamo seinerzeit ausgerechnet beim FC St. Pauli im entscheidenden Ligaspiel Punkte abgab. Das ist Schnee von gestern. Nein. Diese warmherzige, schillernd bunte und mitreißende Dokumentation über eben diesen sagenhaften Hamburger Kiezklub offenbart einmal mehr, woran es in Dresden seit Jahren fehlt. Schließlich kochen die Jungs am Millerntor ihre Fischsuppe auch nur mit Elbwasser. Und an der titelgebenden Strategie „Rausgehen, warmmachen, weghauen“ kann’s auch nicht liegen. Es ist ganz offensichtlich der echte Kiez St. Pauli, der in Dresden fehlt und der diese Ausnahmetruppe mit dem Totenkopfbanner so einzigartig macht. Na ja, zumindest macht er diese Dokumentation zu einem echten Hingucker. Corny Littmann, der einzige bekennende schwule Präsident eines großen Fußballvereins, steht in der Garderobe von seinem Schmidt-Theater auf der Reeperbahn und entwirft zwischen Schminke und Lidschatten die Schlachtpläne für die neue Saison. Mit dem Fanbeauftragten geht er tagsüber durch die Straßen St. Paulis auf der Suche nach obdachlosen Jugendlichen. In loser Folge reihen sich Kabinenkeile, Abschlusstraining, Stadionneubau, Mannschaftsspaziergang, Karpfen angeln für den Zeugwart, Tuntenwitze und Anti-Sexismus-Kampagnen aneinander. Und zu guter letzt gibt es das Ticket in die 2. Liga am vorletzten Spieltag gegen Dynamo Dresden. Ein Punkt genügte und dann fielen die Millerntorpiraten über die Reeperbahn her.