Intolerance
Eine Geschichte vom sozialen Abstieg: Ein Fabrikbesitzer entlässt Arbeiter. Unter ihnen ein junger Mann - nur „The Boy“ genannt - der daraufhin auf die schiefe Bahn gerät. Seine Freundin bekommt ein Kind. Eine Organisation von Tugendwächtern, die perfiderweise von der Schwester des Fabrikbesitzers geführt wird, nimmt ihr das Baby weg, weil die Mutter es angeblich nicht gut genug versorgt. „The Mother and the Law“ wird diese Geschichte später genannt werden. Die Episode spielt zur Entstehungszeit des Films und ist eine von vieren, aus denen »Intolerance« besteht. Die zweite erzählt Begebenheiten aus dem Leben Jesu. Die dritte spielt im Frankreich des Jahres 1572 und berichtet von der Bartholomäusnacht, in der Katharina von Medici an die 2000 Hugenotten ermorden ließ. Die vierte Geschichte schließlich spielt im Jahr 539 v. Chr. in Babylon, wo der Großpriester von Baal mit dem Perserkönig Cyrus paktiert, der die Stadt einnehmen will.
Regisseur David Wark Griffith erzählt die Episoden nicht nacheinander, sondern - äußerst ungewöhnlich für diese Zeit - montiert sie zusammen und springt von einer zur anderen. Alle handeln von Intoleranz und Dummheit, Bigotterie und Brutalität. Der Aspekt der Allgemeingültigkeit wird betont durch ein wiederkehrendes, gleichsam als Klammer dienendes Bildmotiv, das eine Mutter an einer Wiege zeigt - der Wiege, in der wir alle einmal gelegen haben.
Die einzelnen Episoden nehmen unterschiedlich viel Raum ein. Bekannt ist »Intolerance« vor allem für die babylonische Episode. Die Geschichte des Verrates von und des Kampfes um Babylon brachte Griffith mit geradezu verschwenderischer Opulenz auf die Leinwand. Er ließ die größten Dekorationen errichten, die bis heute jemals für einen Film gebaut wurden.
(gekürzt aus „Filme der 20er“, von Jürgen Müller)
Buch: David Wark Griffith
Regie: David Wark Griffith
Darsteller: Frank Bennett, Elmer Clifton, Constance Collier, Miriam Cooper, Josephine Crowell, Carol Dempster, Robert Harron
Kamera: Gottfried Wilhelm Bitzer
Produktion: David Wark Griffith
Bundesstart:
Start in Dresden: