Napoleon Dynamite

Komödie/Drama, USA 2004, 95 min

Es gibt Filme über Typen, bei denen sich das Interesse des Zuschauers mehr aus Mitleid und Verständnis für das notleidende, armselige Würstchen auf der Leinwand zusammensetzt. “Napoleon Dynamite” ist eine solch bedauernswerte Mischung, er lebt irgendwo im Nirgendwo des mittleren Westens, kurz somewhere in Idaho. Für alle Geographie-Unkundigen, Idaho ist die Gegend, wo siebzig Prozent der Einheimischen Mr. Bush wählen und sich Fuchs und Hase noch jeden Abend “gute Nacht” sagen, bevor sie sich aus Langeweile mit Kartoffelbällchen bewerfen. Dort pflegt Napoleon Dynamite (ein Elvis Costello Pseudonym aus den Achtzigern) seine aussichtslose Talentlosigkeit. Zusammen mit Bruder Kip und seiner hoffnungslos veralteten Großmutter. Sie liegt gerade im Krankenhaus, Skater-Unfall. Während Onkel Rico seit Erfindung des VW-Busses in einem solchen haust und tagsüber von Tür zu Tür Brustvergrößerungsmittel verhökert, versucht der sozial geschädigte Napoleon Dynamite eine brachiale Schneise durch die typische weiße, Kleinstadtkultur zu schlagen. Mit allen ungeeigneten Mitteln, wie Ignoranz seiner Umwelt oder Ignoranz simpelster physikalischer Grundgesetze. Im Vergleich zu seinen Versuchen, Ball zu spielen oder Fahrrad zu fahren, nehmen sich die autistischen Tanzschritte, die er ganz unverhofft an den Tag legt, als endlich ein Mädchen mit ihm beim Abschlussball anbändeln will, geradezu bahnbrechend für Napoleons weitere Entwicklung aus. Er kreiert sehr vielversprechende Bewegungen, wie den “betrunkenen Großvater” oder den “Gang des Ägypters bei Nacht”. Zu dumm, dass er damit das Interesse des falschen Mädchens weckt. Damit es dem geneigten Zuschauer nicht ebenfalls so ergehe, werfe er vorm Kinobesuch einen Blick in Napoleons Gesicht und bedenke, dass wir alle bloß Menschen sind. Egal, ob mit Dynamit im Hirn oder mit einer Meise am Pony.