It’s a Free World

Drama, Großbritannien/Deutschland/Italien/Spanien 2007, 96 min

Mit seinem preisgekrönten Werk »The wind that shakes the barley« unternahm der wohl wichtigste britische Filmemacher Ken Loach (»My Name is Joe«, »Just a kiss«) zuletzt einen Ausflug in die Geschichte - nun ist er wieder gänzlich in der Gegenwart angekommen. Voller emotionaler Wucht erzählt sein neuer Film eine berührende Geschichte zwischen Soll und Haben, die so hochaktuell wie zeitlos ist: Angie ist eine Individualistin, die mitten im Leben steht. Taff, schlagfertig, attraktiv und selbstbewusst lebt in ihr der stets anerzogene Unternehmergeist einer liberalen Wirtschaftswelt. Als sie ihren Job in einer Personalvermittlung verliert, lässt sie sich deshalb nicht beirren und beschließt, ihre eigene Agentur auf die Beine zu stellen. Gastarbeiter aus Osteuropa sind heiß begehrt und ein gutes Geschäft - hier setzt Angie an und verschafft mit ihrer Freundin Rose bald auch illegalen Einwanderern Arbeit. Doch das Klima in der „Branche“ ist rau und die bestehenden Gesetze sind praktisch nur zum Übertreten da. Schnell gerät Angie so immer weiter zwischen die Fronten von Wirtschaftsbossen, Menschenhändlern und aufbegehrenden Arbeitern. Als sie sich in den Polen Karol verliebt, muss sie sich für eine Seite entscheiden und hat doch eigentlich keine Wahl. Zwischen den eigenen moralischen Ansprüchen und den Notwendigkeiten für den persönlichen Erfolg liegen tiefe Gräben, die Angie eines Tages das Leben ihrer kleinen Familie aufs Spiel setzen lassen…
Wo Erwin Wagenhuber in »Let’s make money« dokumentarisch die Schieflage unserer finanziellen wie gesellschaftlichen Zustände unter die Lupe nimmt, legt Ken Loachs fiktive Geschichte »It’s a free world« konsequent die Strukturen einer Welt offen, in der Verantwortung und Solidarität zu Fremdwörtern verkommen sind. Ein packend wie eindringlich erzähltes und hervorragend besetztes Gegenwartsdrama zwischen Wirtschaftskrimi und Familiengeschichte!