Kilomètre zéro
Kurdistan im Nordirak 2005: In das mittlerweile von Saddam Husseins Gewaltherrschaft befreite Land, dessen Geschichte nur ganze fünf Kinofilme aufweist, kehrt der Regisseur Hiner Saleem mit der Idee zurück, alles wiederauferstehen zu lassen. Sein Film soll 1988 spielen, während des Krieges zwischen Iran und Irak und es braucht irakische Uniformen, Fahnen und Statuen des verhassten Führers und „Ritters der arabischen Nation und Hüters der Pforte des Orients“.
Der Kurde Ako lebt mit seiner Frau Selma im irakischen Teil Kurdistans, welches vor 80 Jahren aufgelöst und außerdem der Türkei, dem Iran sowie Syrien zugeteilt wurde. Bei einer Personenkontrolle wird er festgenommen und soll für den Irak in den Krieg ziehen. Dessen Sinnlosigkeit an sich, die Nötigung durch den irakischen Staat, sowie die Tatsache, dass auf iranischer Seite die eigenen kurdischen Landsleute gegen den Irak kämpfen, lassen Ako derart verzweifeln, dass er beschließt, sich ein Bein oder einen Arm wegzuschießen, damit er wieder nach Hause kann. Doch der Tod eines anderen Soldaten bewahrt Ako vor der Selbstverstümmelung und gibt ihm Gelegenheit, zurück in die Heimat zu gelangen. Zusammen mit einem arabischen Fahrer soll der Kurde den Sarg des Toten in dessen Dorf begleiten und so beginnt eine abenteuerliche Fahrt durch ein tyrannisiertes Land. Der allgegenwärtige Diktator geleitet die beiden tickenden Zeitbomben, Ako und dessen erklärten, arabischen Erzfeind, quer durchs Land. In Form nichtendenwollender Kampfesreden aus Radio und Fernsehen, sowie unzähliger in irakische Fahnen gehüllter Särge, erinnert er die beiden an das eigentliche Wesen des Krieges. Einige wenige hetzen viele andere gegeneinander auf, woraufhin viele andere sterben und einige wenige am Leben bleiben.
Dem in Frankreich lebenden Kurden Hiner Saleem gelang es, den größten Teil seiner Wut für sich zu behalten und statt dessen ein sehr ausgewogenes Road-Movie auf die Leinwand zu bringen. „Unsere Vergangenheit ist traurig, unsere Gegenwart ist tragisch, zum Glück haben wir keine Zukunft.“ Saleem gedachte des Humors seiner Vorfahren und zog es vor, darauf hinzuweisen, dass der Irak seit achtzig Jahren existiere und doch immer noch am Anfang des Weges steht. Bei Kilometer Null.
alpa kino
Buch: Hiner Saleem
Regie: Hiner Saleem
Darsteller: Nazmi Kirik, Eyam Ekrem, Belcim Bilgin, Ehmed Qeladizeyi, Nezar Selami
Kamera: Robert Alazraki
Musik: Nikos Kipourgos
Produktion: Memento Films, Hiner Saleem, Alexandre Mallet-Guy, Emilie Georges
Bundesstart: 25.05.2006
Start in Dresden: 25.05.2006
FSK: ab 16 Jahren