Kifferwahn

Komödie/Musical, USA 2004, 112 min

»Reefer Madness« aus dem Jahre 1936 war so etwas wie ein Aufklärungsfilm für Studenten über die gefährlichen Folgen von Rauschgift. Darum nahm damals angeblich auch niemand solches. Aber heute? Weil dringend nötig hat ein Regisseur mit dem schönen Namen Andy ein lustiges Remake dieses “Drogenwarnfilmes” gedreht, genannt »Kifferwahn«.
Comedy? Studentenpartys? Kiffen? Kultfilm?, diese Schlagworte tauchen in der Werbung auf. Moment mal, sagt sich der Woodstock-Geschädigte, will mir hier jemand erklären, dass es sich irgendwo schöner kiffen ließ als ‘69 bei Jimi Hendrix und Jefferson Airplane? Und die armen Kinder, die damals noch nicht bis dort hin durften, brauchten noch 20 Jahre um endlich den Eisernen Vorhang einzureißen und fragen sich heute als Wende-Geschädigte: Moment mal, will mir hier jemand erklären, das es sich irgendwo schöner kiffen ließ als ‘89 in der leider viel zu früh abgebrannten Bronx?
Und was machen die Kinder von Heute? Die von 1936, 1969 und 1989 keine Ahnung mehr haben? Die setzen sich doch glatt in die Pressevorstellung, sagen “na, ja, kann man spielen oder auch lassen… aber einen Text schreib ich nicht“.
Und so bleibt es an mir hängen, einen Text zu einem Film zu verfassen, den ich leider noch nicht gesehen habe, aber gerne spielen würde. Weil, wir haben das passende Kino dafür. Seit ein paar Wochen KIF im tiefsten Dresdner Westen. Aufgrund unserer intensiven Zusammenarbeit mit den Dresdner Behörden haben wir zwar darauf verzichtet, unsere Säle “Joint 1 bis 3“ zu nennen, aber »Kifferwahn« muss sein, egal, ob Dresdens Filmkritiker den verstanden haben oder wahrscheinlich nicht.
Der Film ist ein Musical, irgendwo zwischen »Rocky Horror Picture Show« und »Müllers Büro«, in dem der skrupellose Dealer Stone mit harter Hand über sein nach Stoff flehendes Gefolge herrscht - das verlebte Lotterweib, die sündige Sexbombe, den korrumpierten Lock-Student und für alle Fälle noch den hirnlosen Igor. Im Finale können die Fronten leider nur mit sehr viel Gewalt geklärt werden. Das kann Feingeister stören, erweitert aber den Angebotsbereich des Films von “Musical“ auf “Splattermusical“. Ob er es zum Kultfilm bringt, bleibt abzuwarten, aber auf jeden Fall bin ich zur Dresdner Erstaufführung am Donnerstag, den 11. Mai ‘06 um 19.45 Uhr mit dabei und wenn sich niemand amüsiert gebe ich als Entschuldigung eine Saalrunde.
Frank Apel