Jeder für sich und Gott gegen alle

Drama, BRD 1974, 109 min

Anhand authentischer Dokumente aus dem 19. Jahrhundert erzählt Werner Herzog die Geschichte des Außenseiters Kaspar Hauser. 1828 in Nürnberg als sprach- und entwicklungsgestörtes Findelkind aufgefunden, wird der Junge zum Studienobjekt für Ärzte, Pädagogen und Theologen. Er erfährt die Erziehungs- und Eingliederungsversuche der Biedermeiergesellschaft, verharrt jedoch mit skeptischer Distanz zuseiner neuen Umwelt.
Mit beeindruckender stilistischer Konsequenz beschreibt der Film den Prozess der Zivilisation als gefährliche Gratwanderung, die soziale Integration als Identitätsverlust. Einerseits unschuldiges Naturkind, andererseits apokalyptischer Visionär, der die Widersprüche seiner Umwelt sensibel wahrnimmt, wird Kaspar Hauser - herausragend verkörpert vom Laienschauspieler Bruno S. - zur tragischen Symbolfigur.