Ein Mann von Welt

Komödie/Drama, Norwegen 2010, 111 min

Zwei Männer rauchen in der Sonne. „Jetzt geht’s los“ - „Was?“ - „Der Frühling“. Lakonisch, drastisch und ab und an brutal, dabei zum Schreien komisch und niemals klebrig - das sind skandinavische Filme, zumindest die typischen. So auch dieser: Ulrik wird aus dem Knast entlassen und von den alten Kumpels um Anführer Jensen bereits erwartet. Eigentlich will er aber lieber seine Ruhe haben, seinen Job in der Autowerkstatt machen und seinen Sohn wieder sehen, der selbst bald ein Kind bekommt. Sex kriegt er, ohne dass er so richtig danach gesucht hätte, denn seine Vermieterin stellt ihm nicht nur ein zellenartiges Zimmer und einen Fernseher mit polnischen Programmen zur Verfügung. Sie kommt auch regelmäßig mit Abendessen rüber und lupft ihr Kleid. Auch ruppige ältere Damen haben eben Bedürfnisse.
In diesem Film wird viel geredet, aber selten alltagstypisch. Selbst eindeutige Ansagen („Los - schmusen!“) folgen einer gewissen Grundskurrilität, die den Film ausmacht. Dazu gehört auch das Personal, das durch Ulriks Werkstattchef Sven und dessen Tochter Merete komplettiert wird. Sven spricht entweder gar nicht oder hält Monologe ohne Punkt und Komma über sein Menschenbild oder das Zusammenleben von Männern und Frauen. Merete trägt zwar Blümchenkleider, ist aber mehr als unterkühlt und gegen jede Freundlichkeit resistent - meistens.
Das geneigte Publikum mag sich irgendwann fragen, wie der Plot zu einem Happy End finden soll. Ulriks Problem sind nicht nur komplizierte Frauengeschichten, verordnete Rache an seinem Verräter und Erpressung. Dass seinem Enkel kein Mörder als Großvater präsentiert werden soll, führt auch noch zu familiären Kontakterschwernissen. Doch der Drehbuchautor mit dem schönen Namen »Kim Fupz Aakeson« fand für alles eine typische Lösung: lakonisch, drastisch, ab und an brutal und dabei zum Schreien komisch eben.
Petra Wille