Im toten Winkel - Hitlers Sekretärin

Neben einem qualitativ hochwertigen Wettbewerbsprogramm gab es auf der diesjährigen BERLINALE auch in den Rahmenprogrammen jede Menge zu entdecken und im PANORAMA eine kleine Sensation. In dieser Kategorie erhielt der Dokumentarfilm „Im toten Winkel - Hitlers Sekretärin“ von André Heller und Othmar Schmiderer den begehrten Publikumspreis. Der engagierte Berliner Filmverleih Piffl Medien bringt dieses wichtige und von der BERLINALE-Presse gelobte wie diskutierte Zeitdokument nun in die Kinos.
Im Mittelpunkt der Dokumentation steht dabei ausschließlich eine alte Dame: Die 81-jährige Traudl Junge berichtet erstmals vor der Kamera über ihr sehr spezifisches Leben. Von Herbst 1942 bis zum Zusammenbruch der Naziherrschaft war sie eine der Privatsekretärinnen von Adolf Hitler. Mit ihm arbeitete sie im Führerhauptquartier in der Wolfsschanze, im Berghof am Obersalzberg, im Sonderzug, und in Berlin. 1944 wurde sie Zeugin des missglückten Stauffenberg-Attentats, die letzten Kriegstage und den Selbstmord Hitlers erlebte sie im Führerbunker der eingekesselten Hauptstadt. Traudl Junge war es auch, der Hitler sein „Testament“ diktierte.
André Heller ist es durch Vermittlung im Frühjahr 2001 gelungen, Traudl Junge, die zu Beginn dieses Jahres verstorben ist, vom Sinn der Aufzeichnung ihrer einzigartigen Erinnerungen, aber auch Verstörungen und Selbstreflexionen zu überzeugen. Gemeinsam mit dem Dokumentarfilmer Othmar Schmiderer erarbeitete Heller aus über 10 Stunden Material einen 90-minütigen Film, der auf jedes Beiwerk verzichtet und sich ganz auf die Wirkung der Erzählerin konzentriert. 56 Jahre nach Kriegsende offenbart sich eine wesentliche Augen- und Ohrenzeugin, deren Erfahrungen sie zu einer wütenden Gegnerin des Nationalsozialismus werden ließen und die außerstande zu sein scheint, dem jungen Mädchen von damals, die Sympathie für Hitler, ihre Naivität und Ignoranz zu verzeihen.