Die Marmor-Straße
Der weiße Marmor von Carrara und Colonnata ist weltberühmt. Die Steinbrüche, in denen er abgebaut wird, ebenso. Von diesen Steinbrüchen und den Menschen, die seit Jahrhunderten vom Marmor leben, erzählt Michael Trabitzschs Dokumentarfilm. In ruhigen, prosaischen Einstellungen lässt der Regisseur den Steinbrechern das Wort, blickt auf Dörfer und Landschaft. Kein einzelnes Foto, keine Serie von Fotos vermittelt einen wirklichen Eindruck von der Wucht, der Gewalt und dem Tod, die immer noch mit der Arbeit in den Marmorbrüchen verbunden sind. Die Arbeitsplattform ist mehr als 2000 Meter hoch, die Wolken sind nah, ein großartiges Panorama breitet sich aus. In der Ferne liegt das Meer, und von Carrara ausgehend, mäandert die „Marmorstraße“ wie die Finger einer Hand in alle Seitentäler. Fast jede Familie hat im Laufe der Jahre Tote zu beklagen gehabt, auch das hat die Menschen geprägt. Die Protagonisten des Films erzählen von der Arbeit und dem Leben entlang der Marmorstraße. Der Film folgt ihnen; und so hört man Geschichten vom Aufruhr und von der Wut über die Quälerei mit dem harten Stein oben in den Bergen. Und man sieht die archaische Verfassung der Dörfer unterhalb der Steinbrüche, in denen die Frauen, damals wie heute, auf ihre Männer warten.
Regisseur Michael Trabitzsch, geboren 1954 in Neumünster, studierte in Göttingen und Berlin Literaturwissenschaft, Philosophie und Soziologie. Danach war er zunächst freier Hörfunk-Journalist sowie Autor und Herausgeber von Büchern. 1987 bis 1991 war er Produktions- und Regieassistent bei Harun Farocki. Seit dieser Zeit arbeitet er als freier Autor von Kulturdokumentationen für verschiedene Fernsehanstalten und lebt in Berlin.
Buch: Michael Trabitzsch
Regie: Michael Trabitzsch
Kamera: Pio Corradi
Musik: Wolfgang Loos, Michael Rodach
Produktion: Prounen Filmproduktion, T&C Film (CH)
Bundesstart: 09.01.2003
Start in Dresden: 22.05.2003