Gimme Shelter

Dokumentation/Musik, USA 1970-2000, 91 min

Vor sechs Jahren veröffentlichte Arsenal eine überarbeitete Version des Klassikers Gimme Shelter. Die 1970 gedrehte Doku über die Amerika-Tour der Rolling Stones 1969 mit ihrem Tiefpunkt bei der Katastrophe von Altamont ist auch heute noch eine ungewöhnliche und fesselnde Doku. Nicht nur die tragischen Ereignisse um den Tod eines Konzertbesuchers markieren eine neue Ära in der Rockmusik. Auch der Film hält noch heute ästhetischen und inhaltlichen Ansprüchen stand. Wenn auch der durchschnittliche TV-Zuschauer 2006 bereits im Abendprogramm mit Reality-TV berieselt wird, so war Gimme Shelter Ende der 70er jahre etwas ausergewöhnliches. Ausgerüstet mit leichtem Equipment wollte die Crew spontan, doch genau filmen - wie das „direct cinema“ es für den Dokumentarfilm Anfang der 60er Jahre propagierte. Die Kameramänner, unter ihnen George Lucas, zoomten sich durch Sessions und Interviews, teilten Backstage-Minuten und die Stones-Euphorie. Die Bilder des Films dokumentieren die Situation. Keine Schuldzuweisungen und Stellungnahmen. Es ist ganz einfach. Eine friedliche Utopie verliert ihre Unschuld. Massenpanik, Aggression und Mord. Und keine Jugendbewegung, kein Musikstil und keine Gottheit halfen vor Altamont oder danach dagegen.
“Die Band sieht den Szenen nachdenklich bis fassungslos zu, nicht aber tief erschüttert. Man versuchte gar nicht erst, das beschädigte Image durch übermäßige Betroffenheit zu kitten. Wenn Gimme Shelter also ursprünglich als Promotionsinstrument gedacht war, so ist daraus nichts geworden. Die Maysles haben sich ihn angeeignet und folgen ihrem interpretativen Zugriff, der in einem Essay über die Masse besteht.“ Matthias Heybrocks, Frankfurter Rundschau
ak