Lies - Lust und Lügen

Mit »Lies« bringt der Berliner X-Verleih einen der wenigen ausgesuchten Streifen des internationalen Independent-Filmmarktes in die Kinos, der nicht von der „hauseigenen“ X Filme Creative Pool produziert wurde.
Der in Südkorea ebenso umstrittene wie erfolgreiche Regisseur Jang Sun-Woo zeichnet in seinem erotisch-sinnlichen und zugleich politisch provokanten Werk eine trotzige und beinahe anarchistische Utopie von einem glücklichen Leben, das aus nichts anderem besteht als Essen und Ficken. Seine Protagonisten, von Gegensätzlichkeiten geprägt, scheinen sich magisch anzuziehen. J ist 38 und Bildhauer, Y Studentin, erst 18 - und damit ist die Studentin nach südkoreanischem Gesetz noch minderjährig. Doch ihr Sex ist für beide eine Offenbarung: voller Wollust, Experimentierfreude und absoluter Hingabe. Immer fordernder und tabuloser wird ihr Liebesspiel, das schnell sadomasochistische Formen annimmt. Berauscht vom Gefühl der Freiheit ziehen sie durchs Land und leben in anonymen Motels ihre verborgensten Wünsche aus. Als Ys älterer Bruder von der Affäre seiner minderjährigen Schwester erfährt, sinnt er auf Rache: Kurzerhand brennt er das Haus ihres Liebhabers nieder. Für J der endgültige Anlass, mit allen gesellschaftlichen Normen und Umgangsformen zu brechen: Er will ausschließlich für seine Lust leben. Doch als die sexuellen Bedürfnisse immer stärkere Züge einer Besessenheit aufweisen, zieht Y sich langsam von ihm zurück. Ihre Liebe, die einst weder Sättigung noch Beschränkungen kannte, beginnt zu bröckeln…
Die für »Lies« verwendete Romanvorlage wurde noch 1996 wegen Verstoßes gegen den koreanischen Pornographieparagraphen verboten und der Autor Jang Jung-Il zu einer sechsmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt - den Film feiert man inzwischen international als erotisches Kunstwerk.