Betty Blue - 37,2° am Morgen

Drama/Erotik, Frankreich 1986, 116 min

Dieses Mädchen scheint verrückt zu sein. Mit einem sanften Lächeln setzt Betty Bungalows in Brand, reißt Wände ein und bringt nahezu jeden Mann um den Verstand. Schaut man ihr von weitem zu, mit welcher Selbstverständlichkeit sie in einem lebensgefährlich kurzen Kleid ihren Lebenshunger annonciert, käme man nie auf die Idee, dass dies Leben nicht bloß von außen an ihr nagt, wo die kleinste Unzufriedenheit zu einer operntauglichen Gebärde gerät, sondern dass sich auch von innen ein Feuer durch ihr Herz frisst, an dem sie schließlich ersticken muss. Erst einmal in Brand gesetzt, brennt die Kerze von beiden Seiten in unnachahmlich schönen Bildern binnen zweier Kinostunden herunter, bis zu jenem unvergesslichen Schlusstableau, mit dem der Film zuvor begonnen hat; ein begierig zischender Topf heißen Chilis, der im Licht der untergehenden Sonne gleißt. Die amour fou zwischen dem Lebenskünstler Zorg und der temperamentvollen Betty brodelt vom ersten Tage an in den verschiedensten Tonlagen. Nächte voller Leidenschaft, getränkt von Tequilla rapido, durchzogen von glänzenden Rinnsalen gegenseitigen Begehrens wechseln mit faulen Vormittagen im Atlantikwind. Aber Zorgs Müßiggang endet abrupt, als Betty die literarischen Ergüsse ihres Liebhabers entdeckt. Statt zu kellnern oder Autos abzuschleppen, soll er künftig als Schriftsteller berühmt werden. Da hilft kein Betteln oder Barmen, auf kleiner Flamme hält sie ihn fern von sich, ehe nicht alle Manuskripte abgetippt und verschickt sind, und verwehrt ihm Beischlaf und Gehör, wenn er hier und da versucht, sich durch ihre plötzlich hockkochenden Lebensansprüche hindurch zu mogeln. Und während der Deckel fröhlich auf und nieder klappert, weicht die Liebe immer mehr dem Wahnsinn, geht die wild Entschlossene auf alles und jeden los, der sich ihrem Traum vom Glück in den Weg stellt. Egal, ob das ignorante Verleger sind, hochnäsige Kneipengäste und am Ende sie selbst…
alpa kino

Regie: Jean-Jacques Beineix

Darsteller: Béatrice Dalle, Jean-Hugues Anglade, Gerard Darmon, Consuelo de Haviland

Bundesstart:

Start in Dresden: