Die Vorleserin

Komödie/Erotik, Frankreich 1988, 99 min

Vor dem Schlafengehen liest Constance ihrem Mann aus einem Buch mit dem Titel ‘Die Vorleserin’ vor. Die Heldin des Buches, in deren Rolle Constance in ihrer Fantasie immer tiefer eindringt, verdient ihrerseits ihren Lebensunterhalt damit, dass sie in den Häusern der Reichen und Einsamen aus den Werken der Weltliteratur vorliest. Dabei wählt sie für jeden ihrer Kunden spezielle Texte aus, und mitunter überschreiten ihre Dienste auch die des bloßen Vorlesens. So erlebt Constance in ihrer Fantasie die seltsamsten Begegnungen mit einem illustren Kundenkreis: Eine Mutter, deren Sohn durch einen Unfall auf einen Rollstuhl angewiesen ist, eine ältere, bettlägerige Witwe eines Generals, ein einsamer Unternehmer, der einschläft, während sie ihm vorliest, eine reiche Dame, die kaum Zeit für ihre kleine Tochter aufbringt und deshalb eine Vorleserin für sie sucht. Schließlich wird sie von einem älteren Herrn angestellt, der Mitglied des Magistrats ist und sie schlüpfrige Stellen von de Sade vortragen lässt.
Dieser leise, schön fotografierte Film wirkt vor allem durch seine märchenhafte Atmosphäre, aber auch durch die raffinierte Verschachtelung der Handlungsebenen. Im eleganten Ineinanderfließen von Vorstellungskraft, Erotik und Voyeurismus umschreibt der Film verschiedene Formen der Lust am Sehen und Zuhören.
Der Streifen wurde 1988 bei den Filmfestspielen in Montreal mit dem Großen Preis ausgezeichnet.