„… man spart sich den Weg nach Venedig“ - Kleine Friedrichstädter Flutgeschichten
„Wir sind näher zusammengerückt. Früher sind wir aneinander vorbeigelaufen und jetzt sind wir Freunde geworden“, sagt Christa Heisig, 75 Jahre, lebt auf der Bräuergasse und wurde während der Flut im August 2002 siebenmal evakuiert.
Das Interview mit ihr und neun anderen Friedrichstädtern wird umrahmt von Amateuraufnahmen. Jene Bilder dokumentieren den Zeitraum von der Nacht des 13. August, als die Fluten der Weißeritz die Friedrichstadt verschlangen, bis zu den Aufräumarbeiten nach dem Rückzug des Elbehochwassers eine Woche später.
Der Film zeigt die tragikkomische Seite einer unerwartet hereingebrochenen Naturkatastrophe. Auf den ersten Blick erscheint manches lustig und witzig, was und wie es erzählt wird. Auf den zweiten Blick jedoch bleibt dem Betrachter schon mal das Lachen im Halse stecken.
Die Friedrichstadt ist schon seit langem eine „Problemzone“ in Dresden. Die Flut machte alles noch schlimmer.
Steffen Knopek hat ein kleines Designstudio im Erdgeschoss. Nachts, als die Flut kam, versuchte er im Eiltempo und beim Schein der Teelichter auf den Stufen im Treppenhaus zu retten, was er konnte. Alle zwanzig Minuten zog das rasch steigende Wasser ein Teelicht weg. Da merkte er, dass es das Wasser ernst meint.
Frank Sollondz entdeckte im Keller die Stasi-Vergangenheit seines Hauses, Familie Förster organisierte die Suppenküche auf der Behringstraße und Michael Eckstein riskierte mit seiner Truppe und einem alten Schlauchboot Leib und Leben, um Freunden, die nichts mehr zu essen hatten, in der Not zu helfen. Von diesen Geschichten, die das Leben in der Flut schrieb, lebt der Film.
So resümiert Claus Junghans am Stammtisch im ‘Zausel’ auf der Wachsbleichstraße: „Auf einer Seite war es lustig gewesen. Auf der anderen war´s Scheiße gewesen. Wenn du gar nichts verlierst, ist es ok. Dann ist es mal ein Erlebnis gewesen. Wenn´s dich selbst betrifft, dann ist es schon richtig Scheiße. Meinen Garten hab ich für 100 Euro verkauft. Als Wassergrundstück. Ich hatte keine Lust mehr …“
Regie: Ralf Kukula
Kamera: Ralf Kukula, mit Dokaufnahmen von Ray van Zeschau
Musik: Jänz ‘Blitz’ Gouthier, Ray van Zeschau
Bundesstart:
Start in Dresden: