L.I.E. - Long Island Expressway
Der Monat Juni gehört, filmisch gesehen, den jugendlichen Protagonisten (siehe Ken Loachs »Sweet Sixteen«) und den Werbefilmern (siehe Ralf Schmerbergs »Poem«). Denn auch Regisseur Michael Cuesta drehte bisher Werbeclips und legt nun mit seinem Spielfilmdebüt ein Independentwerk vor, das sowohl inhaltlich als auch visuell von einer unglaublichen Intensität geprägt ist und ob seiner Geschichte in den USA für zahlreiche Kontroversen sorgte. Denn in »L.I.E. - Long Island Expressway« gibt es kein schlichtes Gut und Böse, kein einfaches Schwarz und Weiß!
Für den 15-jährigen Howie ist der ‘Long Island Expressway’ - ein Highway, der seine Stadt tangiert - ein Symbol der Freiheit, obgleich seine Mutter hier bei einem Unfall ums Leben kam. Seine Clique begegnet der erdrückenden Langeweile des amerikanischen Vororts, in dem sie in fremde Häuser einbricht. Obwohl es nur um den Kick des Verbotenen geht, machen sie ihre Sache gut. Gary ist Anführer der Gruppe und Howies bester Freund. Seine Idee ist es auch, in das Haus eines älteren Mannes einzusteigen, den alle nur „Big John“ nennen. Der ertappt sie fast und ist ihnen kurze Zeit später auf der Spur. Howie bemerkt bald, dass Big John und Gary mehr als dieser harmlose Einbruch verbindet. Er entdeckt, dass Gary etwas vor ihm verborgen hält und ist von dieser dunklen Seite fasziniert. Zum ersten Mal realisiert er, dass es ein anderes Leben jenseits der Vorstadt-Idylle geben kann, als Gary dem verhassten Ort Long Island plötzlich allein den Rücken kehrt. Howie fühlt sich im Stich gelassen und bleibt mit seinem Schmerz zurück. Als schließlich sein Vater, den sein Sohn sowieso nur zweitrangig interessiert, wegen seiner krummen Geschäfte vom FBI verhaftet wird, steht Howie vollkommen alleine da. Bis Big John auftaucht und ihn auffängt…
Michael Cuesta zeichnet seine Charaktere so feinfühlig und vielschichtig, dass selbst zwiespältige Figuren zeitweise sympathisch erscheinen und animiert damit sein Publikum, Klischees und eingefahrene Vorstellungen zu hinterfragen. Eine großartige Geschichte in der nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint.
Buch: Stephen M. Ryder, Michael & Gerald Cuesta
Regie: Michael Cuesta
Darsteller: Brian Cox, Paul Franklin Dano, Billy Kay, Bruce Altman, James Costa, Tony Donnelly, Walter Masterson, Marcia DeBonis, Adam LeFèvre
Kamera: Romeo Tirone
Musik: Pierre Foldes
Produktion: Alter Ego, Belladonna, Linda Moran, René Bastian, Michael Cuesta
Bundesstart: 12.06.2003
Start in Dresden: 12.06.2003