7 Brüder

Dokumentation, Deutschland 2002, 86 min

Spätestens seit »Bowling for Columbine« und »Être et avoir - Sein und Haben« scheint der Dokumentarfilm wieder die Aufmerksamkeit eines breiteren Kinopublikums zu finden. Mit »7 Brüder« bringt der engagierte Verleih Piffl Medien (»Herr Wichmann von der CDU«) nun eine Dokumentation in die Kinos, deren Plot sich zunächst banal anhört, der aber an Spannung und Unterhaltung kaum zu übertreffen ist und Kinobetreiber wie Publikum in Premieren und Voraufführungen überzeugte:
Sieben Brüder, geboren in Mülheim an der Ruhr zwischen 1929 und 1945 - eine Familie. An sieben Drehtagen wurde jeweils einer von ihnen in die Stille eines für den Film extra dunkel ausgestatteten Studios eingeladen, um zu erzählen. Dunkel, damit man sich ganz auf die Geschichten konzentrieren kann. Keine Fragen, keine Themenvorgaben - hießen für Regisseur Sebastian Winkels der wesentlichen Dokumentationsansätze. Im Studio wollte er einen Platz für erzähltes Leben schaffen, das später auf der Leinwand seine volle Wirkung entfaltet. Winkels konnte sich dabei ganz auf das ungewöhnliche Charisma seiner Protagonisten, allesamt begnadete Erzähler einer selten gehörten Generation, verlassen. Am Krieg selbst nicht beteiligt, wird das Jahr 1945 für die Brüder zur entscheidenden Wegmarke: die Spuren dieser Zeit prägten sie auf unterschiedliche Weise, ihre Lebenswege entwickeln sich in denkbar unterschiedliche Richtungen. „Es ging auch um die individuellen Wahrnehmungen des gemeinsam Erlebten, um das Gleiche und Ungleiche, das aus den gemeinsamen familiären Wurzeln hervorgegangen ist“, erzählt der Regisseur. Aus 56 Stunden Material geschnitten, verweben sich die Erzählungen zu einem faszinierenden Familienuniversum zwischen Geschichte und Eigensinn, kollektiver wie persönlicher Erfahrung. »7 Brüder« ist Erzählkino im besten Sinne - interessant und anziehend, klug und nachhaltig.