Karussell - Calcinculo

Drama, Italien 2022, 88 min

Die 15-jährige Benedetta lebt mit ihren Eltern und den jüngeren Geschwistern in der süditalienischen Provinz. Wegen ihres Übergewichts gilt sie als Außenseiterin und wird häufig gemobbt. Als vor der Haustür der Familie ein Jahrmarkt seine Zelte aufschlägt, lernt sie Amanda kennen, die selbstbestimmt lebt und sich Gendernormen widersetzt. Amandas Souveranität fasziniert Benedetta sofort.

Da wird Schule schnell zur Nebensache. Die beiden reden wenig, doch für Benedetta wird Amanda zur Einladung, sich einem Leben zu öffnen, von dem sie bisher glaubte, dass es ihr nicht zusteht… Chiara Bellosis zweiter Spielfilm ist die zärtliche Beobachtung einer ungleichen Freundschaft und erzählt zugleich von Selbstentdeckung und vom Ausbrechen.

CALCINCULO hatte seine Uraufführung im Panorama der Berlinale 2022.


Diese Geschichte ist ein Märchen. Oder besser: ein Spiel mit der Realität. Als ich klein war, wurden mir Geschichten erzählt, und es gab einen Unterschied zwischen Märchen und Fabeln. Die Fabeln waren für mich immer irgendwie traurig, trocken und langweilig, mit einer unerbittlichen Moral am Ende. Das Märchen hingegen ist wie ein Universum, das sich ausdehnt und alles sammelt, was es auf seinem Weg findet: unsinnige Gegenstände, seltsame Gestalten, Orte voller Charme, aber immer auch ein bisschen unheimlich. Das Märchen hält alles zusammen und erzählt, ohne etwas zu erklären. Es ist eine ständige Entdeckung, und am Ende sagt einem niemand, was man entdeckt hat, nur man selbst weiß es.
Chiara Bellosi