Der Abstich

Dokumentation, Deutschland 1993-97, 97 min

»Abstich« ist der fünfte und letzte Teil des Filmzyklusses über die Maxhütte, das gewaltige Stahl- und Walzwerk im Thüringischen Unterwellenborn. Seit einem Jahrhundert hatte der Arbeitsrhythmus der Maxhütte das Leben in diesem schönen Landstrich geprägt. Aus der ganzen Gegend kamen die Menschen hierher, um einen Beruf zu lernen, ihr Leben lang zu arbeiten, um schließlich ihren Kindern, Enkeln, Urenkeln Platz zu machen.
Seit 1986 hat Joachim Tschirner in drei kurzen und dem langen Dokumentarfilm »Katrins Hütte« den Alltag der Menschen in dieser Region festgehalten. Als bekannt wurde, dass die Maxhütte abgerissen wird, war ihm klar, dass er seiner Chronik noch einen fünften Film hinzufügen musste. In der Region herrschte eine seltsame Mischung aus Zerstörung und Neubeginn, aus Abbruch und Aufbruch. Vier Jahre lang verfolgten die Dokumentaristen, wie die alte Maxhütte Stück für Stück verschwand, wie die Industriegiganten, gesprengt, urweltlichen Wesen gleich, hilflos in sich zusammenstürzten, wie ein hochmodernes Walzwerk entstand, das mit einem Zehntel der Belegschaft auskommt, wie die ehemaligen Kumpel, nun in die Arbeitslosigkeit oder den Vorruhestand entlassen, sich wehmütig erinnern, wie die Jungen nach neuen Überlebensmöglichkeiten suchen, ein neues Identitätsverständnis entwickeln müssen.
„In eindrucksvollen und zugleich beklemmenden Bildern werden wir Zeugen des weltweiten Prozesses der Rationalisierung.“ Erika Richter (in: 28. Internationales Forum des Jungen Films, Berlin 1998)

Regie: Joachim Tschirner, Burghard Drachsel

Bundesstart: 14.05.1998

Start in Dresden: 21.05.1998