Kitchen Stories

Komödie/Drama, Norwegen/Schweden 2003, 92 min

Ein Hoch auf den Humor unserer nordischen Nachbarn! Deutsche Kinobesucher haben in den vergangenen Jahren die Komödien aus Skandinavien lieben gelernt. »Kitchen Stories« wird diese Liebe warm halten! Eine kluge und witzige Geschichte, die einem noch Wochen nach dem Kinobesuch ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Hätten wir das gedacht? Schwedische Forscher haben in den 50er Jahren herausgefunden, dass eine durchschnittliche, schwedische Hausfrau im Laufe eines Kochjahres die Strecke Schweden-Kongo zurücklegt - und zwar ausschließlich durch Hin-und-Her-Getrippel zwischen Kühlschrank, Pfanne und Abwaschbecken. Das muss zu optimieren sein, dachten sich die Forscher und ersonnen eine Küche, die so angeordnet ist, dass die Frauen nur noch bis Norditalien laufen mussten.
Vor zig Jahren hat der norwegische Regisseur Bent Hamer Heftchen aus der Nachkriegszeit gefunden, in denen von solchen Untersuchungen die Rede war. Die Aufzeichnungen und wilden Grafiken dazu fand er derart witzig und inspirierend, dass er sie zur Grundidee eines Spielfilms machte: das Ergebnis »Kitchen Stories«, die norwegische Nominierung für den Auslands-OSCAR 2004, wird nun rund um die Welt bestaunt. Hamer hat die Küchenidee weitergesponnen: Nachdem die Laufwege schwedischer Hausfrauen eingehend erforscht waren, zogen die Wissenschaftler ins benachbarte Norwegen, um da das merkwürdige Verhalten kochender Junggesellen in ihren kalten Küchen zu untersuchen. Für die Feldforschung herrschen strenge Regeln: Pro Küche und Junggeselle wird ein Forscher abgestellt, der auf einem Hochstuhl in der Küchenecke sitzt, von wo aus er das ganze Geschehen im Blick hat. Der Beobachter darf sein Objekt nicht ansprechen, schließlich würde das das Forschungsergebnis beeinflussen, und er darf deshalb natürlich auch nicht im Haus des Objektes wohnen, sondern im Wohnwagen vor der Tür. Die Wohnwagen sehen aus wie große Eier und werden von den Forschern mit ihren Limousinen selbst durchs Land gezogen.
Das Hauptforschungsgebiet im Film ist das Haus eines älteren, knarzigen Junggesellen namens Isak. Isak hat natürlich überhaupt keine Lust, sich beobachten zu lassen (er hatte der Teilnahme nur zugestimmt, weil er fälschlicherweise glaubte, es gäbe als Entschädigung ein Pferd). Nun macht er seinem persönlichen Feldforscher Folke das Leben schwer, wo er nur kann. Er betritt die Küche so gut wie gar nicht mehr, wenn, dann lässt er das Licht aus, und aus Protest verzieht er sich zum Kochen ins Schlafzimmer, von wo aus er durch ein selbstgebohrtes Loch selbst zum Beobachter wird: Er beobachtet heimlich, wie der Beobachter auf seinem Stuhl sitzt und nichts zu beobachten hat, weil er selbst ja so gut wie nie in der Küche ist…
Wenn man sich diese Story vor Augen hält, ist klar: Geredet wird nicht besonders viel. Für die Schauspieler bietet das Drehbuch eine echte Herausforderung, die erstklassig gemeistert wird. Denn »Kitchen Stories« erschöpft sich nicht in der Darstellung von Kuriositäten, er erzählt in all seiner Skurrilität eine universelle, warmherzige Geschichte über Zwischenmenschlichkeit und darüber, dass es unserer Natur einfach widerstrebt, sich katalogisieren zu lassen.
Sandra Vogell

Buch: Jörgen Bergmark, Bent Hamer

Regie: Bent Hamer

Darsteller: Joachim Calmeyer, Tomas Norström, Bjørn Floberg, Reine Brynolfsson

Kamera: Philip Øgaard

Musik: Hans Mathisen

Produktion: Jörgen Bergmark, Bent Hamer

Bundesstart: 05.02.2004

Start in Dresden: 05.02.2004