Kammerflimmern

Drama, Deutschland 2004, 100 min

Er ist jung und hat etwas zu erzählen: Hendrik Hölzemann. Mit seinem Drehbuch zu Benjamin Quabecks Spielfilmdebüt »Nichts bereuen« machte er im Jahr 2000 erstmals auf sich aufmerksam. Auch für die Verfilmung seines neuen Drehbuches, das autobiografische Züge enthält, hatte er das nötige Quäntchen Glück und fand in der erfahrenen Produzentin Uschi Reich die nötige Unterstützung. Erstmals zeichnet er sich nun für »Kammerflimmern« zudem als Regisseur aus. In einer wunderbaren Kombination verbindet der 28-jährige in seinem Film eine schicksalhafte, beinahe mystische Liebesgeschichte mit der realistischen Alltagsschilderung im Kölner Rettungsdienst: Crash (Matthias Schweighöfer) ist 26 und als Rettungsassistent tagtäglich auf den Straßen Kölns unterwegs. Als Kind hat er bei einem Autounfall seine Eltern verloren. Jetzt rettet er Leben, leistet Hilfe, spendet Trost - und ist doch selbst auf der Suche nach Liebe und Zuneigung. Aus der harten Realität des Alltags flüchtet er sich in Träume, an deren Ende stets das lächelnde Gesicht einer jungen Frau steht. Eines Nachts trifft der hilflose Helfer bei einem Einsatz auf November (Jessica Schwarz) und steht plötzlich vor der Frau seiner Illusionen. Crash fühlt sich, als sei er endlich erwacht. Schüchtern beginnt eine Annäherung - langsam entsteht eine zarte Liebesbeziehung. Zum ersten Mal in seinem Leben kann Crash so etwas wie Glück wirklich fühlen. Doch dann kommt der Tag, an dem sich das Schicksal zu wiederholen scheint…
Bis in die Nebenrollen vortrefflich besetzt und gespielt, findet Hölzemann für die Beschreibung der harten Arbeit der Rettungsassistenten grandiose Bilder. Der Regisseur weiß, wovon er erzählt, leistete er seinen Zivildienst doch selbst im Rettungswagen. Besonders faszinierend fand er damals, wie die Helfer Schutzmechanismen entwickelten, um mit der täglichen Not zurechtzukommen und sagt: “Im Film gibt es keine einzige erfundene Figur.”
Kammerflimmern ist junges, vor allem aber ambitioniertes deutsches Kino, das den Zuschauer packt und mit seiner Geschichte über Leben, Tod und die Macht der Liebe vor der Leinwand fesselt. Denn es gibt immer einen Weg, wenn man nur nicht aufhört zu atmen…