En Garde

Drama, Deutschland 2004, 94 min

“Ich wollte nicht, dass sie stirbt. Es fing alles mit meinen Ohren an…“ So lauten die ersten Sätze von Alice (Maria Kwiatkowsky), die in »En garde« ihre Geschichte erzählt. Alice ist 16 Jahre, als ihre Großmutter stirbt, bei der sie bisher gelebt hat. Jetzt wird sie von ihrer verständnislosen Mutter in ein katholisches Erziehungsheim geschickt. Auffallend unterscheidet sich Alice von den lauten, aufsässigen Bewohnerinnen. Durch ein ihr eigenes, hypersensibles Hörvermögen nimmt sie ihre Umwelt viel differenzierter und bedrohlicher wahr als die anderen. Das kurdische Mädchen Berivan (Pinar Erincin), das im Heim auf den positiven Bescheid ihres Asylantrages wartet, wirbt um das Vertrauen der introvertierten Alice. Gemeinsam gehen die beiden fortan zum Fechttraining und nähern sich mit der Zeit an. Doch die junge Freundschaft droht zu zerbrechen, als sich Berivan in den Pizzaboten Ilir verliebt und damit in Alice Eifersucht und erneute Verlustängste auslöst. Nach Wortgefechten und ausgeschlagenen Versöhnungsangeboten eskaliert die Situation im Heim schließlich auf dramatische Art und Weise…
In ihrem überaus sehenswerten Kinodebüt schildert die deutsch-kurdische Regisseurin Ayse Polat in einer aufwühlenden, sensibel erzählten Geschichte die Freundschaft zweier ungleicher Mädchen. Von jungen Schauspieltalenten getragen, berichtet sie von Träumen und Enttäuschungen, Gefühlen und der Suche nach Nähe, vom Erwachsenwerden und der Selbstbefreiung eines Menschen. »En garde« ist ein Film, der die besondere Atmosphäre eines Kinosaales braucht und nutzt, um seine intensive, berührende Wirkung zu entfalten.
Dabei liegen Ayse Polats Geschichte Erfahrungen mit Heimmädchen zugrunde, die sie während ihrer Arbeit in einem internationalen Kulturzentrum für junge Frauen sammelte: „Mir fiel auf, dass Freundschaften für sie heilig sind, da sie ihre Familien ersetzen, die sie - unfreiwillig oder freiwillig - verloren haben. Auf der einen Seite finden sie Halt und Geborgenheit in der Freundschaft, aber gleichzeitig überschattet die Angst vor einem erneuten Verlassen-Werden jede Beziehung. Ein Teil dieser Unfähigkeit zur Nähe, die eine innere Zerrissenheit zum Vorschein bringt, ist in jedem von uns.“
Am Freitag, dem 10. Dezember freuen wir uns darauf, Regisseurin Ayse Polat zur 20.00 Uhr-Vorstellung persönlich in der Schauburg begrüßen zu können.

Buch: Ayse Polat

Regie: Ayse Polat

Darsteller: Maria Kwiatkowsky, Pinar Erincin, Geno Lechner, Luk Piyes

Kamera: Patrick Orth

Produktion: X Filme, intervista digital media, ZDF, Maria Köpf, Sandra Harzer, Tina Mersmann

Bundesstart: 09.12.2004

Start in Dresden: 09.12.2004