Mondovino

Dokumentation, Argentinien/Frankreich/Italien/USA 2004, 135 min

Die Welt des Weines scheint uns eigentlich einfach: Man kauft eine Flasche des edlen Getränks, öffnet sie, mehr oder weniger wissenschaftlich, und genießt. Kann man sich eigentlich vorstellen, dass Wein demnächst aus Brasilien, wo zwei Ernten im Jahr möglich wären, kommen könnte?
Der Film von Jonathan Nossiter (Regie, Kamera, Schnitt) erzählt von den unterschiedlichen Vernetzungen der heutigen Weinproduktion rund um den Globus. Er zeigt die Produktionsweisen und Haltungen von Außenseitern und den Mächtigen in der Branche. Da ist Yvonne Hégoburu, die in Béarn in den Pyrenäen ihren ererbten Weinberg traditionell bearbeitet. Auf Sardinien steht der ehemalige Lokalpolitiker Battista Columbu mit seiner Frau zwischen ihren Reben in Bosa, wo sie den seltenen ‘Malvasia di Bosa’ kultivieren. In einem Mercedes der S-Klasse lässt sich der weltweit führende Weiningenieur Michel Rolland (Pomerol, Frankreich) zum nächsten seiner über 400 Kunden in der Gegend um Bordeaux fahren. Sein direkter Gegenspieler ist der Winzer Aimé Guibert. Er ist eine Galionsfigur für die Renaissance der Weine aus dem Languedoc. Hubert de Montille ist Weinbauer auf acht Hektar Land in Burgund. Er sagt: „Wo es Wein gibt, ist Zivilisation. Da ist keine Barbarei.“ Aber da sind auch die großen international agierenden Händler und Makler, für die ein gutes Börsengeschäft mit 2-Dollar-Flaschen mehr Wert ist als alle Tradition.
Der Regisseur Jonathan Nossiter stellt hier nicht nur eine investigative Reportage über die Globalisierung der Weinkultur vor. Er verbindet auf sehr originelle Weise die Neugier und Sensibilität des Dokumentaristen mit einem Interesse fürs Romanhafte, für Familiengeschichte und große Charaktere. Er zeigt aber auch tolle Schurken, die eine ganze Menge Geld am Wein verdienen, und wenn das Hitchcock-Diktum richtig ist, dass ein Film umso großartiger ist, desto großartiger die Bösen sind, dann ist Mondovino ein großartiger Film.