Bloom

Drama, Irland 2003, 113 min

Für den Helden der Geschichte, Leopold Bloom (Stephen Rea), ist dieser sechzehnte Juni ein ziemlich normaler Tag. Seiner Frau Molly (Angelina Ball) serviert er ein kleines Frühstück, das ihm wegen gewisser ehelicher Verdachtsmomente dann etwas misslingt. Umso erfolgreicher scheint der morgendliche Gang zum Lokus. Vielversprechend zumindest der Teil der Zeitung, welcher später noch einem anderem Zweck zugeführt wird. Zum Mittag hin hellt ein kleiner Spaziergang die Seele auf. In der Zwischenzeit hat er beim Metzger eine Niere gekauft, die Beerdigung eines Freundes besucht und das Büro sowie auch das Badehaus mangels Inspirationen wieder verlassen. Erfreuliches gilt es danach zu berichten von der Begegnung am Strand: Da sage noch einer, die irischen Frauen seien prüde. Ausgeruht und befriedigt schreitet Bloom in Richtung Pub.
Was bis hierhin wie ein belangloses Stück Alltag aussieht, mündet zwar noch in einen spannenden Abend, doch zum Bloomsday, jenem heimlichen irischen Nationalfeiertag (nach Leopold Bloom benannt), gehört immerhin der ganze Tag. Es war der 16. Juni 1904, an dem James Joyce seinen Roman »Ulysses« spielen ließ. Seither wird dieser Tag von den James Joyce-Fans alljährlich begangen.
Man muss James Joyce nicht mögen, genauso wenig wie Literaturverfilmungen. Ja bei Gott, und Skepsis schwingt auch mit, wenn bereits zum zweiten Mal (die erste Verfilmung stammt von 1967) ein Regisseur am Unmöglichen scheitert. Wäre da nicht Stephen Rea in der Rolle des Leopold Bloom. Sobald seine Stimme (in der dankenswerterweise im Orinal belassenen und untertitelten Kinofassung) zum ersten inneren Monolog anhebt, dann sollte man sich glücklich schätzen. Man sollte sich ein Stout genehmigen und sich mit ihm sowie mit Bloom zusammen ein wenig durch diesen sechzehnten Juni treiben lassen.
alpa kino