Wie im Himmel
18 Jahre nach seinem letzten Projekt »Love Me!« (1986) ging der schwedische Filmemacher Kay Pollak im Herbst vergangenen Jahres zum ersten Mal wieder mit einem neuen Film an den Start. Seine Frau, die in einem Chor sang, inspirierte den 66-jährigen zu einer Geschichte über angstfreies Leben und selbstbestimmtes Handeln. In Schweden wurde »Wie im Himmel« zu einem großen Publikums- und Kritikererfolg, der noch von einer Oscar-Nominierung gekrönt wurde.
Als der Arzt ihm nach einem Herzinfarkt ein kaputtes Herz bescheinigt, beendet der gefeierte Dirigent Daniel Dareus seine Karriere. Er fährt durch die verschneite Landschaft Mittelschwedens zurück in das abgelegene Dorf seiner Kindheit, um dort zur Ruhe zu kommen. Niemand weiß, dass er einmal hier gelebt hat, jeder kennt ihn nur wegen seines internationalen Ruhms. Der scheue Künstler kann sich über die Schneeflocken und einen Hasen vor dem Fenster freuen. Es verheißt nichts Gutes, dass dieser sogleich weidmännisch erlegt und dem geschockten Daniel als potentieller Hasenbraten vor die Nase gehalten wird.
Obwohl er seine Dirigentenlaufbahn gänzlich hinter sich lassen wollte, kann er nach anfänglicher Abwehr der Gelegenheit nicht widerstehen, den örtlichen Kirchenchor anzuleiten und bewirbt sich um die Stelle des Kantors. Die Chormitglieder sind hin- und hergerissen von den neuen ungewöhnlichen Methoden des ehemaligen Weltstars. Sie beginnen sich durch die intensive Probenarbeit zu verändern, jahrelange emotionale Verkrustungen brechen plötzlich auf, die Arbeit mit der Musik öffnet verschlossene Seelen. Das bleibt in der sonst beschaulichen und von äußeren Einflüssen eher abgeschotteten Dorfgemeinschaft und in den Familien nicht ohne Folgen.
Wenn der ehemalige Dirigent die Chormitglieder zu Lockerungsübungen anleitet, spürt man förmlich die Spannung. Einerseits erhoffen sich die Dorfbewohner von dem Künstler musikalischen Ruhm, andererseits aber sehen sie in ihm einen Sonderling, dem sie nur zögernd folgen können. Die Spannung entlädt sich, als die Chormitglieder im Kreis am Boden liegen, jeder den Kopf auf dem Bauch eines anderen, und hemmungslos zu lachen beginnen.
Wie in »Die Kinder des Monsieur Mathieu«, der neben »Wie im Himmel« für den OSCAR als bester ausländischer Film nominiert war, beflügelt das Singen die Menschen und weckt ungeahnte Kräfte.
Dieser Prozess bleibt durchgehend spannend und fordert dem Zuschauer emotional einiges ab. Die stillen Landschaftsbilder des Films bilden dazu einen angenehmen Kontrast. In jeder Einstellung spürt man die ernsthafte Sorgfalt des Regisseurs, der die Klippen zum Kitsch gekonnt umschifft und aus der Alltäglichkeit großes Gefühlskino entstehen lässt.
Buch: Kay Pollak, Anders Nyberg, Ola Olsson, Carin Pollak, Margaretha Pollak
Regie: Kay Pollak
Darsteller: Michael Nyqvist, Frida Hallgren, Helen Sjöholm, Lennart Jähkel, Niklas Falk, Ingela Olsson, Per Morberg, Axelle Axell, Lasse Pettersson, Barbro Kollberg, Ylva Loof, Ulla-Britt Norrman-Olsson, Mikael Rahm, Andre Sjoberg
Kamera: Harald Gunnar Paalgard
Musik: Stefan Nilsson
Produktion: GF Studios prods., Sonet Film, K. Pollak Film, u.a., Anders Birkeland, Goran Lindström
Bundesstart: 20.10.2005
Start in Dresden: 20.10.2005
FSK: ab 12 Jahren