Offside
Nehmen wir einmal an, Frauen wollen im Iran Fussball spielen. In der langen, weiten Burka, mit dem gestickten Gitter vorm Gesicht. Wir würden es lächerlich empfinden, wahrscheinlich genauso irre wie den Traum von unserer eigenen Weltmeisterschaft. Nehmen wir weiter an, ein Regisseur namens Jafar Panahi macht aus dieser Idee einen Sportfilm, der in Hollywoods Augenhöhe passiert. Nehmen wir weiterhin an, wir mögen keine Sportfilme, das ganze Genre nicht: Wir hätten keine Probleme.
Jetzt aber juckt es, komisch, politisch. Ich erinnere mich an Schulliteratur. Da war einmal eine Geschichte, da spielten russische Häftlinge gegen die SS, gewannen natürlich. Das musste so sein.
Bei Jafar Panahi gibt es auch ein Happyend, ganz ähnlich wie in dem von „Kick It, Like Beckham’. Dem Regisseur kann es niemand verdenken, er hat es unheimlich gut gemeint.
Die Komödie mit doppeltem Happyend spielt 2005 während des WM-Qualifikationsspiels Bahrain gegen Iran. Frauen sind auch jetzt, wo doch die ganze Nation eng zusammen stehen sollte, als Zuschauerinnen nicht zugelassen. Wie dieses diskriminierende Verbot zu rechtfertigen ist? Darauf kennt niemand eine überzeugende Antwort. Auch die Rekruten aus der Provinz nicht, die zur Bewachung der Mädchen abkommandiert werden.
Jafar Panahi hat seine Heldinnen ihre eigenen Worte finden lassen. Der Handlungsrahmen des Films war abgesteckt, doch die Empörung der Mädchen ist echt, jedes von ihnen findet seine eigenen Argumente. „Was soll der Quatsch, im Kino dürfen wir doch auch neben Männern sitzen, und da ist es sogar dunkel“.
Buch: Shadmehr Rastin
Regie: Jafar Panahi
Darsteller: Sima Mobarak Shahi, Safar Samandar, Shayesteh Irani, Ida Sadeghi, M. Kheyrabadi, Golnaz Farmani, Mahnaz Zabihi, Nazanin Sedighzadeh
Kamera: Mahmoud Kalari
Musik: Korosh Bozorgpour
Produktion: Jafar Panahi
Bundesstart: 29.06.2006
Start in Dresden: 29.06.2006
FSK: ab 6 Jahren