Fast Food Nation

Drama, USA 2006, 113 min

Majo oder Ketchup? Wer den Sinn dieser Frage nicht versteht, gehört kaum zur Zielgruppe des neuen Richard Linklater Fleisch-Fetzen-Filmes. Auf unterhaltsame Weise erzählt er die nackten Fakten aus der unappetitlichen Fast Food Industrie. Ganz gleich ob Marketing, Gewerkschaftskampf, Geschmacksmanipulationen, ausländische Schwarzarbeiter oder Art und Weise des industriellen Tötens, dieser halbdokumentarische Spielfilm benennt eine Unzahl von Missständen im Mutterland der Schnellspeisekultur. Bald schon ist klar, wer sein Essen auf konventionelle Art zu sich nimmt, ist ein Glückspilz. Was aber nicht bedeutet, dass die echten French Fries Freaks ganz und gar zerknirschte Zeitgenossen wären. Im Gegenteil. Das Girl am Fleischtisch liest jeden Wunsch von den Augen ab und packt ihn in die dafür passende Tüte. Inklusive Handynummer. Bei der Firma, wo das Fleisch-Brötchen Mac heißt, kann man gerade einen Jodel-Contest gewinnen, wenn man sich zuvor mit Hüttenkäse und Speck eingedeckt hat. Hier wird eh gegessen, was auf den Tisch kommt. Das ist gute alte Erziehung. Die Mit-Bürger bei der Konkurrenz schlafen ebenfalls nicht und verkaufen Extra-Portionen zum selben Preis. Doch wozu über Geld reden. Yeah, doppelt essen macht doppelt fetten Spaß. Und da man während des Essens auch nicht übers Essen sprechen sollte, liest man im einschlägigen Fast-Food-Kino-Magazin über Don Hendersons Erfindung vom „Big One“ Folgendes: Der Umsatz bei „Mickey's“ steigt von Woche zu Woche, denn der „Big One“ ist ein voller Erfolg. Trotzdem muss Don mal schnell runterfliegen an die mexikanische Grenze, um die Qualität der Fleischverarbeitungsfirma zu überprüfen. Es sollen sich Kolibakterien im „Big One“ befinden. Und die kommen ausschließlich im Darm von Lebewesen vor. Scheiße, murmelt Don. Und lässt sich noch ein Softbrötchen mit Rinderhack belegen, um für die Reise gerüstet zu sein. Währenddessen erzählt der Episodenfilm von einer frischen Ladung mexikanischer Grenzgänger, die direkt aus dem LKW-Versteck in die Produktion gelangen. Ähm, die direkt ans Fließband der „Uni Globe Meat Packing“ gelangen, um dort für Minimallohn Rinder zu zerlegen. Nein, das will man eigentlich nicht wirklich wissen, denn das ist keine schöne Arbeit, wird nicht gut bezahlt und ist obendrein auch sehr gefährlich. Zuschauer mit schwachen Nerven sollten sich an dieser Stelle mal eine Currywurst holen gehen. Aber nicht rumbummeln! Sonst verpasst man Kris Kristofferson als Farmer und Bruce Willis als Fleischhändler. Weil Don Henderson wegen der Verunreinigungen bei ihnen nachfragt, bekommt er zum ersten Mal den Marktwert seines „Big One“ vom anderen Ende der Nahrungskette her erklärt. Wie soll denn bitteschön ein Preis von vierzig Cent pro Pfund Fleisch auch auf legale und saubere Weise zustande kommen? „Schauen sie Donnie, es ist doch immer ein bisschen Scheiße im Fleisch. Das ist wie im richtigen Leben.“ - Was denn nun? Wollen sie's mit Majo oder mit Ketchup? C. Fredo
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