Goyas Geister

Drama, Spanien 2006, 114 min

Milos Forman hat in seinen besten Arbeiten stets seine Vorliebe für opulente, ja geradezu gewalttätige Bilderwelten bewiesen. Denken wir nur an »Einer flog über das Kuckucksnest«, »Hair« aus dem Jahre 1979, »Ragtime« von ‘81 oder »Amadeus« von 1984. Jedesmal konnte er sein Publikum mit seinen Filmen begeistern. In den letzten Jahren trat er fast nur noch als Produzent in Erscheinung. Man konnte schon denken, dass der Meister nicht mehr als Autor oder Regisseur für die große Leinwand arbeiten wollte, dass er sich von der ganz großen Bühne zurückziehen wollte. Nun aber zeigt er uns, dass er noch lange nicht ans Aufhören denkt.
Wieder hat er sich ein ganz großes Thema vorgenommen und erzählt dessen Geschichte mit genauso grandiosen Bildern, wie sie sein Protagonist gemalt hat. Er führt uns nach Spanien und in das Jahr 1792 zurück. Francisco Goya (Stellan Skarsgård) ist einerseits der Porträtmaler des Königshauses, versteht sich aber auch als absolut freier Künstler. Als solcher gibt er seinen aus heutiger Sicht gesehen an’s Reale grenzenden Phantasien Ausdruck. Seine Muse heißt Inés (dargestellt wird diese Figur von der großartig agierenden Natalie Portman). Diese gerät in den Verdacht der Ketzerei und somit in die zwangsläufig tödlich wirkenden Strukturen der Inquisition. Als deren Vertreter tritt der fast schon irre wirkende Mönch Lorenzo (Javier Bardem) auf. Inés wird zum Tode verurteilt, das Urteil wird zwar nicht vollstreckt, doch die junge Frau bleibt in Haft.
Und auch der zuvor so strenge und unbeirrbare Pater Lorenzo fäält in Ungnade. Er muss Spanien verlassen. Bis dahin bleibt Forman in seinem Film historisch korrekt.
16 Jahre später lässt er seine Protagonisten erneut aufeinander treffen. Inzwischen hat Napoleon das Land erobert und somit, seiner Art gemäß, die politische Landschaft verändert. Inés kommt aus dem Kerker frei, trifft Lorenzo, und Goya kommt dazu: Ein phantastischer, langer Showdown beginnt.
Zur Erinnerung: Die DEFA hatte das Leben Goyas schon einmal verfilmt. Konrad Wolf war der Regisseur und Konrad Bergmann sein Kameramann. Der sagte damals „Ich wollte nicht viele Filme gut fotografieren, sondern einige gute Filme richtig fotografieren“. Aber auch Carlos Saura realisiert 1999 einen aufwändig ausgestatteten und mit hervorragenden Schauspielern besetzten Film über die letzten Jahre eines der wichtigsten Künstler Spaniens und der Welt.

Buch: Jean-Claude Carrière, Michael Weller, Milos Forman

Regie: Milos Forman

Darsteller: Javier Bardem, Natalie Portman, Stellan Skarsgård, Randy Quaid, Michael Lonsdale, Jose Luis Gomez

Kamera: Javier Aguirresarobe

Produktion: XUXA Producciones S.L., Saul Zaentz

Bundesstart: 23.11.2006

Start in Dresden: 23.11.2006

FSK: ab 12 Jahren