Die Passion der Jungfrau von Orléans
Kennen wir diese Frau? Regisseure wie Victor Fleming, Robert Bresson und Jacques Rivette haben versucht, uns Johanna visuell nahe zu bringen. Im wahrsten Sinne des Wortes ist dies aber nur Carl Theodor Dreyer gelungen. Er bringt 1928 die Geschichte von Jeanne d´Arc erstmals ins Kino. Und wie! Man stelle sich vor: Der Film besteht fast ausschließlich aus Großaufnahmen, wir sehen nur ungeschminkte Köpfe. Das hat natürlich Intensität und wird durch ein inszenatorisches Paradoxon erreicht: Obwohl die Fixierung auf Großaufnahmen eigentlich keine Szenerie benötigt, wurde die bis dahin aufwändigste Filmkulisse des französischen Kinos aufgebaut. Ob Burghof, Schlachtfeld oder der Marktplatz von Rouen, alles wurde detailgetreu gestaltet, um dann im Film gar nicht zu erscheinen. Warum? Dreyer war Perfektionist. Ihm war wichtig, dass sich die Akteure in einem realen Raum bewegen und entsprechend inspiriert agieren können. Fazit: Johanna wird 1920 von Papst Benedikt XV nach 500 Jahren heilig gesprochen. Was der Kirche Verlegenheit ist, ist dem Kino acht Jahre später ein moralisches Fest und eine visuelle tour de force.
Wir wechseln den Ort und gehen für diesen Film in die Versöhnungskirche, 3 Gehminuten vom Museum entfernt. Dort wird Michael Vetter den Stummfilm an der Orgel begleiten.
Buch: Joseph Delteil, Carl Theodor Dreyer
Regie: Carl Theodor Dreyer
Darsteller: Maria Falconetti, Eugène Silvain, Louis Ravet, Antonin Artaud, André Berley, Maurice Schutz
Kamera: Rudolph Maté
Bundesstart:
Start in Dresden: