Hannibal Rising - Wie alles begann

Thriller, USA 2006, 121 min

Was haben wir voriges Jahr über die Kinoindustrie gelernt?
Richtig, wenn’s mit Teil »Haste nich gesehen« gar nicht mehr geht und offensichtlich die sieben Leben des Hauptteilnehmers aufgebraucht sind oder der Autor einfach schlicht und ergreifend null Idee hat, wie er den Protagonisten auch aufs haarsträubend Unlogischste wieder auftauchen lassen könnte, fangen wir einfach mal vor Teil 1 an zu erzählen. Wirtschaftlich gesehen sozusagen »Zurück in die Zukunft«. Super Idee, die eigentlich nicht soo neu ist aber auch bisher nicht so richtig der Bringer war. Oder haben Sie sich etwa »The Young Indiana Jones« oder gar »Egon Olsen Junior« reingezogen? Bitte nö he? Für die, die hier diese absonderlichen Filmtitel zum ersten Male lesen, das ist kein Quatsch, diese Filme gibt es tatsächlich. Na ja, es gibt ja noch andere Dinge tatsächlich oder wie der schlichtere Mitbürger sagt, in Echtheit. Hoffen wir nur inniglich, dass nicht Tom Pauls eines Tages noch auf die Idee kommt, uns mit »Ilse Bähnert in der Pubertät« zu nerven. Jedenfalls hat man sich gedacht, was die mit Egon und Indi gemacht haben, muss doch auch mit Hannibal Lecter funktionieren und siehe da, unser Hanni ist zehn, hat ne Schwester Namens Micha und ist wohnhaft in Litauen. Rechen rechen, jawohl, wir haben den zweiten Weltkrieg. Ja nun raten sie mal warum und durch wen Herr Feinkost so wird, wie er uns in den anderen Teilen an den bis zum Zerreißen und auf ein hohes C von Federico Grannini gespannten Kinonerv gebracht wird? Jawoll, richtig, die Nazis und nicht etwa der Großvater von Armin Meiwes, der uns so ans Herz gewachsene Kannibale von Rothenburg. Wenn es kein fiktiver Film wäre, würde ich sagen, das hat Guido Knopp recherchiert. Also weiter im Text: Hannibals Eltern kommen bei einem Luftangriff der Deutschen um Leben, was aber nicht heißen soll, dass die nur mit Luft angegriffen haben. Das aber nicht genug des Ungemachs, werden Hannibal und seine Schwester von den barbarischen Deutschen, die auf der Flucht vor den herannahenden Russen sind, in ihrem Versteck, einem Jagdhaus der Eltern, entdeckt. Da es Winter ist und die letzten Vorräte zur Neige gehen, geschieht das Unvorstellbare, die Nazis töten Schwester Micha und verspeisen sie vor den Augen des Jungen. Hannibal überlebt die Bestien mit einem schwarzen Loch in seiner Seele. Erst acht Jahre später gelingt ihm die Flucht aus einem sowjetischen Waisenhaus. Nur mit der Adresse seines Onkels im Gepäck flieht er nach Frankreich. Der hat bereits bedauerlicherweise das Zeitliche gesegnet. Dafür nimmt ihn aber seine noch recht bei Atem seiende Tante Murasaki unter die Fittiche. Ja sie lesen richtig, Madame Murasaki ist Japanerin, und auch sie hat bereits ihre Familie verloren. Neben der Leidenschaft für lecker Essen, (nein, noch nicht was sie denken) zeigt ihm seine japanische Tante auch gleich noch allerlei Banzai und Akiwuon Kara Sen und Sajonara Gehopse aus ihrer Region. Na ja, ein bisschen Asiatisches süß sauer hat ja noch keinem Film geschadet. Aber trotz ihrer Fürsorge muss sie hilflos mit ansehen, wie Hannibals Verstand und seine Seele immer heftiger vom Gedanken blutigster Satesfaktion dominiert wird.
Alsbald nimmt der hochintelligente junge Mann auch sogleich ein vorbereitendes Studium der Medizin/Fachbereich Pathologie auf. Der Rest ist jetzt nur noch eine Frage der Zeit, denn Rache ist Blutwurst und die schmeckt nicht jedem. Mahlzeit!
Ray van Zeschau
Ray van Zeschau

Buch: Thomas Harris

Regie: Peter Webber

Darsteller: Gaspard Ulliel, Brian Caspe, Gong Li, Ivan Marevich, Richard Brake

Kamera: Benjamin Davis

Musik: Thomas Newman

Produktion: Dino De Laurentiis, Martha Schumacher

Bundesstart: 15.02.2007

Start in Dresden: 15.02.2007

FSK: ab 18 Jahren