Close to Home

Drama, Israel 2005, 90 min

Ein israelischer Film über den Alltag junger Frauen im Nahen Osten. Beiläufig und ohne Zeigefinger erzählt »Close to Home« von zwei jungen Frauen, die mit der gewalttätigen aktuellen Situation in Jerusalem konfrontiert werden, aber eigentlich nur erwachsen werden wollen. Und ganz nebenbei erfährt man aus erster Hand, wie es ist, unter ständigem Misstrauen, gleich könnte eine Bombe explodieren, Bus zu fahren, ein Cafe zu besuchen oder einfach nur auf der Straße zu gehen.
Smadar und Mirit treffen sich beim Militärdienst in Jerusalem (Wehrpflicht besteht in Israel auch für Frauen). Beide sind sehr unterschiedlich und gerade mal 18 Jahre alt. Smadar hat eine große Klappe und ist ziemlich rebellisch, Mirit dagegen angepasst, scheu und bemüht, alles richtig zu machen.
Nach ihrer Ausbildung an einem Grenzposten erhalten sie den Auftrag, zusammen in Jerusalem Sreife zu laufen. Eine wenig entspannte Aufgabe, denn Geschäfte und Coffee Shops sind tabu, Rauchen verboten, stattdessen müssen sie alle Palästinenser kontrollieren und ihre Daten aufnehmen. Bei einem möglichen Anschlag können dann die, die sich zum fraglichen Zeitpunkt im Umkreis aufgehalten haben, schnell identifiziert werden.
Oft eine absurde Situation: Ältere Frauen und erwachsene palästinensische Männer müssen sich von israelischen Teenager-Girls kontrollieren lassen.
So unterschiedlich die beiden sind, so verschieden reagieren sie auf den Druck der militärischen Hierarchie. Smadar geht lieber Tee trinken und Schaufensterbummeln. Ihr geht es auf die Nerven, die palästinensischen Passanten zu belästigen. Mirit übernimmt das meistens für sie. Und die beiden werden allmählich enge Freundinnen. Ein Selbstmordanschlag schweißt sie noch enger zusammen. Als schließlich ein harmloser Palästinenser, dessen Daten die beiden routinemäßig aufnehmen wollen, von Israelis beinahe gelyncht wird, beschließen sie, gemeinsam auszusteigen …
Die Jury der „Confédération Internationale des Cinémas D´Art et Essai“ auf der Berlinale befand: „Auf realistische und unsentimentale Weise beobachtet der Film die Atmosphäre in Jerusalem sehr genau, macht Freude beim Sehen und ist für ein europäisches Publikum zu empfehlen.“ Der Filmstiftung NRW ist es zu danken, dass sie durch eine Anschubfinanzierung den Film in die deutschen Kinos bringen hilft und jenseits der Medienhysterie über die aus unserer Sicht absurde Situation erzählt. Mehrfach presigekrönt lief »Close to Home« auf zahlreichen internationalen Festivals.

Buch: Dalia Hager, Vidi Bilu

Regie: Dalia Hager, Vidi Bilu

Darsteller: Smadar Sayar, Naama Schendar, Irit Suki, Katja Zimbris, Ami Weinberg, Sharon Reginiano, Sandra Schonwald

Kamera: Yaron Scharf

Musik: Yontan Bar Giora

Bundesstart: 08.03.2007

Start in Dresden: 03.05.2007